Düsseldorf/Berlin, 28. Dez (Reuters) - Die deutschen Erdgasversorger haben den Vorwurf überhöhter Preise zurückgewiesen. Der Preis für den Endkunden hänge von verschiedenen Faktoren ab, erklärte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) am Montag. Eine Studie im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion war zum Ergebnis gekommen, dass Erdgas in Deutschland zu teuer sei. Ein Durchschnittshaushalt zahlt in diesem Jahr demnach 132 Euro zu viel, weil die Unternehmen die gesunkenen Einkaufspreise nicht entsprechend weiterreichten. Der BDEW kritisierte dagegen: "Die in dem Papier unterstellten niedrigen Beschaffungskosten sind in der Realität so nicht erzielbar."
Der Verband erklärte, unterstellt seien die Preise für den sogenannten Spotmarkt, auf dem Gasmengen gehandelt würden, die spätestens am nächsten oder übernächsten Tag geliefert werden müssten. Maßgeblich seien aber die längerfristig gehandelten Mengen - sogenannte Terminprodukte. Die Preise auf diesem Markt seien wesentlich weniger stark gesunken als die Spotmarktpreise. Zudem machten die Beschaffungskosten nur etwas mehr als die Hälfte des Endkundenpreises ab. Hinzu kämen Netzentgelte sowie Steuern und Abgaben.
Der Energieinformationsdienst Energycomment dagegen erklärte, schon 2014 seien die Einsparungen beim Gaseinkauf nicht an die Verbraucher weitergegeben worden. 2015 habe sich der Trend fortgesetzt. Dabei zeigten sich Unterschiede in den Bundesländern. In Baden-Württemberg sei die Kosten-Preis-Schere am größten, im Osten Deutschlands geringer. Doch lediglich in Berlin hätten die Verbraucher von den stark gesunkenen Gaspreisen profitiert.
Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte, die Preikalkulation sei Sache der Lieferanten und der Unternehmen. Sie empfahl, Verbraucher sollten sich gegebenenfalls einen günstigeren Anbieter suchen. "Die Wechselrate ist nach wie vor gering in Deutschland." Auch Grünen-Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn empfahl, sich nach Alternativen umzusehen, wenn Preissenkungen ausblieben.
Über die Studie, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, hatte zuerst die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet.