von Robert Zach
Investing.com - Die Inflation gilt als Vorbote für ungemütliche Börsenzeiten. Viele Bärenmärkte nehmen ihren Anfang mit steigenden Inflationsraten. Eine steigende Teuerung geht häufig Zinserhöhungen der Zentralbanken voraus, deren aggressive geldpolitische Maßnahmen darauf abzielen, die Preise so schnell wie möglich wieder nach unten zu bringen.
Häufig gehen diese Maßnahmen der Zentralbanken mit einer Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit einher, schließlich verknappt sich dadurch die Geldmenge und Kredite werden teurer. Besorgniserregende Trends können sich allerdings ergeben, wenn hinter einem Börsenabschwung mehr steckt als nur Inflation. Genau das beschreibt der Ökonom Nouriel Roubini in seinem neuen Buch "MegaThreats: Ten Dangerous Trends That Imperil Our Future, and How to Survive Them".
Am 18. Oktober sprach Roubini im TD Ameritrade Network über sein neues Buch und die beunruhigenden Trends, die er an den Märkten beobachtet. Auf die Frage, ob sich die Märkte im Moment zu sehr auf die Inflation konzentrieren, sagte Roubini:
"Ja! Es geht nicht nur um Inflation, wir werden eine Stagflation wie in den 70er Jahren bekommen, also mit steigender Inflation und negativem Wirtschaftswachstum, allerdings schlimmer als in den 70er Jahren. Ich erwarte eine massive stagflationäre Schuldenkrise."
Unter anderem führt Roubini die neue Ära der "großen stagflationären Instabilität" auf die kurzfristigen negativen Angebotsschocks, die das Wirtschaftswachstum dämpfen und die Inflation in die Höhe treiben, den Krieg in der Ukraine, die Auswirkungen von Corona auf die Lieferketten, die chinesische Null-Covid-Politik, die Alterung der Bevölkerung, den Klimawandel sowie den zunehmenden Protektionismus zurück.
Zur Bekämpfung der Inflation unter diesen Bedingungen sieht er die Zentralbanken nach jahrelangem Gelddrucken genötigt, die Zinssätze wieder auf historische Normalwerte anzuheben.
"Eine rasche Normalisierung der Geldpolitik und steigende Zinssätze werden hoch verschuldete Haushalte, Unternehmen, Finanzinstitute und Regierungen in den Bankrott und die Zahlungsunfähigkeit treiben", argumentiert Roubini in einem Essay für "Time" aus seinem neuen Buch und verweist dabei auf den Anstieg der privaten und öffentlichen Schulden im Verhältnis zum globalen BIP von 200 Prozent im Jahr 1999 auf 350 Prozent in diesem Jahr.
Im Wesentlichen vertritt Roubini die Ansicht, dass die Zentralbanken aufgrund des derzeitigen inflationären Umfelds in einer Sackgasse stecken.
"Wenn eine Zentralbank mit stagflationären Schocks konfrontiert ist, muss sie ihren geldpolitischen Kurs straffen, selbst wenn die Wirtschaft auf eine Rezession zusteuert", sagte er.
Doch bei dem Versuch der Zentralbanken, die Inflation wieder auf das Zwei-Prozent-Ziel zu bringen, steigt nach Einschätzung des Professors der NYU Stern School of Business auch das Risiko eines Finanzmarktcrashs, und zwar nicht nur bei Aktien, sondern auch bei Anleiherenditen, Kreditspreads und Immobilien. Konfrontiert mit einem dann parallelen Crash der Wirtschaft und der Finanzmärkte sähen sich die Zentralbanken abermals zu einer Lockerung der Geldpolitik gezwungen, was wiederum die Inflationserwartungen entankert und zu einer noch höheren Inflation führen würde.
In Kapitel 5 seines neuen Buches beschreibt Roubini weitere 11 Angebotsschocks, die mittel- bis langfristig Probleme für die Weltwirtschaft mit sich bringen werden.
In Anbetracht des drohenden Unheils und des negativen Wachstums, das Roubini für die Zukunft voraussieht, rät er den Anlegern, sich auf Anlagen zu konzentrieren, die vor Inflation schützen.
Die Liste der investierbaren Assets für die absehbare Zukunft umfasst laut Roubini kurzlaufende Staatsanleihen, inflationsgeschützte Staatspapiere (NYSE:TIPX) (Treasury Inflation-Protected Security, TIPS), Gold und andere Edelmetalle sowie Immobilien, die gegen Umweltkatastrophen resistent sind.