Berlin, 09. Mai (Reuters) - Staatshilfen und die Ausschüttung von Dividenden schließen sich nach Einschätzung des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) aus. "Wer in der Not finanzielle Hilfen vom Staat bekommt, kann nicht zugleich Dividenden bezahlen", sagte VCI-Präsident Christian Kullmann, der auch Chef des Essener Spezialchemie-Konzerns Evonik EVKn.DE ist, dem "Spiegel". Er erwarte wegen der Corona-Krise auch in der chemischen Industrie eine Vielzahl von Pleiten und Übernahmen. Gerade für viele mittelständische Unternehmen werde es bitter, weil die Auslandsmärkte wegbrächen. Ohne Hilfe würden viele die Krise nicht überleben.
Kullmann forderte einen "europäischen Rettungsschirm, ein Konjunkturprogramm ähnlich dem Marshallplan nach dem Zweiten Weltkrieg". Nur mit einem gemeinsam aufgelegten Hilfspaket sei die Wirtschaftskrise in Europa zu bewältigen. Zugleich wandte sich der VCI-Präsident gegen härtere Umweltauflagen der Europäischen Union. Es könne nicht sein, dass sich Umweltverbände und Politiker aufschwängen, der Industrie zu sagen, was sie wie produzieren solle, kritisierte er mit Blick auf die Pläne der EU-Kommission für einen "Green Deal". Dieser müsse im Interesse der Industrie um soziale und wirtschaftliche Aspekte erweitert werden. Es dürfe nicht sein, dass "nur einseitig die Ökologie im Mittelpunkt steht". Die Chemische Industrie stehe zu den vereinbarten Klimazielen. Aber man könne ihr in der Krise nicht "noch mehr Lasten aufsatteln, weitere unrealistische Ziele verkünden und noch mehr regulieren". Dies würde die deutsche Industrie nicht überleben. (Reporterin Sabine Siebold. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 030/2888-5168 oder 069/7565-1236.)