Frankfurt, 28. Jan (Reuters) - Eine Senkung der Zinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) ist aus Sicht des lettischen Notenbank-Chefs Martins Kazaks momentan nicht erforderlich, um die von der Pandemie gebeutelte Wirtschaft der Euro-Zone zu stützen. "Es besteht keine Notwendigkeit dafür, die Zinsen jetzt zu senken," erklärte das EZB-Ratsmitglied am Donnerstag auf Anfrage. "Es gibt andere Instrumente, die in der momentanen Situation mehr geeignet sind." Eine Herabsetzung des Einlagesatzes sei aber "nicht vom Tisch", fügte er hinzu. "Falls sich die Umstände ändern werden, wie bereits kommuniziert, wird der EZB-Rat alle möglichen Instrumente diskutieren, einschließlich einer Herabsetzung des Einlagesatzes."
Die Euro-Notenbank hatte zuletzt im September 2019 ihren Einlagensatz auf das aktuelle Niveau von minus 0,5 Prozent gesenkt. Ein Minus-Zeichen bei dem Satz bedeutet, dass Geldhäuser Strafzinsen zahlen müssen, wenn diese bei der Notenbank überschüssige Gelder parken. An den Finanzmärkten war diese Woche zeitweise spekuliert worden, dass die EZB den Satz noch tiefer in den negativen Bereich herabsetzen könnte, um einen Kursanstieg des Euro einzudämmen. Doch diese Erwägungen konnten sich an den Börsen nicht lange halten.
Der niederländische Notenbankchef, Klaas Knot, hatte am Mittwoch gesagt, es gebe immer noch Spielraum für eine Senkung der Zinsen. Beim Einlagesatz sei die Untergrenze noch nicht erreicht. Als weitere Werkzeuge der EZB hatte er die Anleihekäufe, die langfristigen - "TLTRO" genannten - Geldspritzen für Banken sowie den geldpolitischen Ausblick genannt.