Frankfurt, 03. Mai (Reuters) - Nach Überwindung der Pandemie sollte die Europäische Zentralbank (EZB) aus Sicht ihres Vize-Chefs Luis de Guindos ihre Krisenanleihen-Käufe langsam zurückfahren. "Sobald die Pandemie vorüber ist und die Wirtschaft beginnt, zur Normalität zurückzukehren, dann muss auch offensichtlich die Geldpolitik damit beginnen, das gleiche zu tun", sagte de Guindos der italienischen Zeitung "La Repubblica" (Montagausgabe). Ein Notfall-Programm wie das Anleihen-Kaufprogramm PEPP der EZB sei definitionsgemäß zeitlich befristet.
"Die Normalisierung der Geldpolitik sollte Hand in Hand gehen mit der Normalisierung der Wirtschaft", sagte de Guindos. Sollten durch Beschleunigung der Impfkampagne bis zum Sommer 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung geimpft sein und die Konjunktur Fahrt aufnehmen, dann kann aus Sicht des EZB-Vize überlegt werden, den Notfallmodus der Geldpolitik zu verlassen. De Guindos warnte davor, die geldpolitischen Hilfen zu früh auslaufen zu lassen. Denn das könne die Erholung bremsen. Aber auch ein zu langes Festhalten an den Stützungsschritten berge Risiken.
Das bereits zweimal verlängerte PEPP ist zurzeit die wichtigste Waffe der Währungshüter gegen die Virus-Krise. Es ist auf insgesamt auf 1,85 Billionen Euro angelegt und soll noch bis mindestens Ende März 2022 laufen. Bislang haben im Euro-Raum weniger als 30 Prozent der Bevölkerung ihre erste Impfung erhalten. Viele Experten halten es derzeit für unwahrscheinlich, dass bis Ende Juli 70 Prozent komplett geimpft sind. Ende August wird als realistischeres Szenario angesehen. Die nächste Zinssitzung des EZB ist für den 10. Juni anberaumt.