Investing.com – Inmitten der jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten hat Louis-Vincent Gave, CEO von Gavekal Research, eine deutliche Warnung ausgesprochen: Die heiß erwarteten Zinssenkungen der Federal Reserve (Fed) werden die großen Tech-Unternehmen, auch bekannt als Mag-7, nicht retten können. Doch was genau steckt hinter dieser provokanten Aussage?
Bärenmärkte setzen Kapital frei: Gave erinnerte daran, dass Bärenmärkte einen wichtigen Zweck erfüllen: Sie sorgen dafür, dass Kapital von schwachen Händen zu seinen "rechtmäßigen Besitzern" zurückkehrt.
Das bedeutet, dass unfundierte und überhebelte Investitionen abgestraft werden und Kapital in effizientere Hände übergeht. Dies sei in den aktuellen Marktzusammenbrüchen zu beobachten, die übermäßig fremdfinanzierte Anleger herausfiltern – und das trotz der Aussicht auf Zinssenkungen durch die Fed.
Erneuter Tech-Crash? Gave zog Parallelen zu den frühen 2000er-Jahren, als Technologieaktien dramatische Kursverluste hinnehmen mussten. Damals erklärte einer der ersten Kunden von Gavekal: "Bärenmärkte geben das Kapital an ihre rechtmäßigen Besitzer zurück."
Kapital fließt in knappe Werte: Gave führte aus, dass Vermögenswerte entweder aufgrund ihrer Seltenheit (z.B. Gold, Edelsteine) oder ihrer Fähigkeit, Cashflows zu generieren, wertvoll seien.
Die letztjährige Rallye sei hauptsächlich auf die letztere Kategorie zurückzuführen gewesen, zu der auch großkapitalisierte Technologiewerte zählten. Doch jetzt werde das Kapital vermehrt in Knappheitswerte umgeschichtet, was durch eine Zinssenkung der Fed noch verstärkt werde.
Ein schwächer US-Dollar: Interessanterweise wurde der US-Dollar angesichts der aktuellen Marktverwerfungen nicht als sicherer Hafen genutzt, wie man es erwartet hätte. Stattdessen legten asiatische Währungen an Stärke zu.
Gave wies darauf hin, dass die chinesischen Dollar-Handelsüberschüsse bisher primär in US-Aktien geflossen seien. Falls diese Mittel nun in Inlandsanlagen umgeschichtet würden, könne der Renminbi erheblich aufwerten, während der US-Dollar weiterhin schwächeln dürfte.
Edelmetalle im Aufwind: Ein weiterer Trend sei der Aufstieg der Edelmetalle, insbesondere Gold. Trotz der wirtschaftlichen Schwäche in China und der bisherigen restriktiven Geldpolitik der Fed habe Gold an Wert gewonnen. Würden sich diese Variablen umkehren, könnten die Preise für Edelmetalle explodieren.
Strukturbruch am Finanzmarkt: Gave äußerte sich skeptisch, ob die Fed mit einer zinspolitischen Lockerung die Rallye der Mag-7-Aktien wieder anfachen könne. Im Gegensatz dazu würde eine lockere Geldpolitik vielmehr den Übergang von Effizienzaktien zu Knappheitsanlagen beschleunigen.
Der Glaube an die wirtschaftliche Ausnahmestellung der USA könnte ins Wanken geraten und Anleger könnten sich vermehrt Rohstoff- und Schwellenland-Investitionen zuwenden, denn diese profitieren in Zeiten einer Dollar-Schwäche übermäßig.
Fazit: Gave resümierte, dass eine lockere Geldpolitik der Fed die Mag-7 nicht retten wird, ganz im Gegenteil. Mit einem schwächeren Dollar fließt Kapital aus dem US-Aktienmarkt nach China ab, was die Chance auf neue Allzeithochs verringert. Es ist vielmehr der Zeitpunkt gekommen, Aktien von Unternehmen mit strukturell starken Werten zurückzukaufen. Eine Rückkehr zum alten Bullenmarkt der Tech-Giganten sei unwahrscheinlich. Diejenigen, die ihre Hoffnungen auf Zinssenkungen setzen, um die Hausse der Technologiewerte wiederzubeleben, dürften sicherlich enttäuscht werden. Gave schreibt:
"Ich bin überzeugt, dass eine lockere Geldpolitik der Fed die Rallye bei Effizienzaktien nicht wieder anfachen wird.
Dieses Schiff ist inzwischen abgefahren."
Investoren sollten sich daher gut überlegen, ob sie weiterhin in Effizienzaktien investiert bleiben und die angesprochenen Risiken in Kauf nehmen. Oder ob es nicht an der Zeit ist, sich nach unterbewerteten Aktien umzusehen? Mit Tools wie InvestingPro ist das ein Kinderspiel!