* Steigende Ölpreise im Blick
* Übernahmepläne treiben Tognum
* Klage in Dresden macht Gagfah weiter zu schaffen
(neu: HeidelCement, LVMH)
Frankfurt, 07. Mär (Reuters) - Die Anleger am deutschen
Aktienmarkt haben sich am Rosenmontag trotz Libyen-Krise in
Kauflaune gezeigt. Der Dax<.GDAXI> zog bis zum Nachmittag um 0,6
Prozent auf 7224 Punkte an, nachdem er am Morgen noch bis zu 0,7
Prozent eingebüßt hatte. Viele Anleger hätten wohl die
niedrigeren Kurse nach den Verlusten vom Freitag zum Einstieg
genutzt, sagten Händler. "Wegen des hohen Ölpreises halten sich
viele Anleger aber zurück", erklärte ein Börsianer. Daher sei
das Plus nicht ganz überzeugend.
Die immer heftiger werdenden Kämpfe in Libyen trieben
zugleich den Preis für ein Fass (159 Liter) Öl der US-Sorte
WTI um über zwei Prozent auf mehr als 106 Dollar in die
Höhe. Damit kostete der Rohstoff wieder so viel wie zuletzt im
September 2008.
DAIMLER UND ROLLS-ROYCE SORGEN FÜR GESPRÄCHSSTOFF
Hauptgesprächsthema am Markt war das Interesse von
Daimler und Rolls-Royce an dem Motorenbauer
Tognum. Daimler und Rolls-Royce hatten mitgeteilt, mit
dem Management und Aufsichtsrat von Tognum darüber zu sprechen,
ob sie zu gleichen Teilen gemeinsam die Mehrheit übernehmen. In
Finanzkreisen wird ein Aufschlag von rund 30 Prozent auf die
Tognum-Aktie erwartet. Die im MDax<.MDAXI> gelisteten Titel
kletterten um 23,6 Prozent auf 22,89 Euro - so hoch wie seit
September 2007 nicht mehr. "Das macht durchaus Sinn", fasste ein
Börsianer zusammen. "Tognum wäre für Rolls-Royce strategisch
gesehen eine echte Bereicherung, und bei Daimler hat man schon
lange darüber spekuliert." Auch bei den Daimler-Aktionären kam
der Plan gut an: Die Aktien zogen um bis zu 1,8 Prozent an.
Rolls-Royce dagegen fielen leicht zurück.
Schlusslicht im MDax<.MDAXI> waren wie am Freitag die Aktien
von Gagfah mit einem Minus von fünf Prozent. Dem
Immobilienkonzern droht im Streit um die Privatisierung von
Dresdner Wohnungen eine Klage. Wenig en vogue waren auch die
Aktien von Salzgitter, die mit einem Abschlag von 1,8
Prozent im MDax zu den Verlierern zählten. Anleger war der
Ausblick des Stahlkonzerns zu vorsichtig.
Im SDax<.SDAXI> stiegen die Aktien des angeschlagenen
Holzverarbeiters Pfleiderer um zehn Prozent auf 1,52
Euro. Hedgefonds drängen nach Reuters-Informationen auf eine
stärkere Entschuldung des Unternehmens.
BULGARI-ÜBERNAHME MACHT ANLEGERN LUST AUF LUXUS
Zu den größten Dax-Gewinnern zählten trotz des hohen
Ölpreises BASF-Aktien mit einem Plus von 1,6 Prozent.
Infineon stiegen um 1,8 Prozent und folgten damit den
europäischen Techwerten. So stiegen Alcatel-Lucent und
STMicro je um knapp zwei Prozent. "Da hat ein
Branchenbrief für Käufe gesorgt", sagte ein Händler.
Zu den größten Dax-Gewinnern zählten auch HeidelbergCemenct
mit einem Aufschlag von 1,5 Prozent. Die Titel orientierten sich
Händlern zufolge an den in Mailand notierten Aktien von
Italcementi - dem weltweit fünfgrößten
Zement-Hersteller. Italcementi legten sechs Prozent zu, nachdem
der Konzern mit seiner Bilanz die Erwartungen übertroffen und
sich für 2011 positiv geäußert hatte.
In Mailand sorgte die Übernahme des italienischen
Luxusgüterherstellers Bulgari durch den französischen
Konkurrenten LVMH für einen wahren Run auf die Aktien
des Schmuckherstellers: Die Titel verteuerten sich um 57 Prozent
auf 11,97 Euro. LVMH notierten kaum verändert bei 111,70 Euro.
In London stiegen die Titel des Modehauses Burberry um
über vier Prozent, in Zürich die der Schweizer Uhrenhersteller
Richemont und Swatch um zwei bis drei Prozent.
Börsianer sprachen von einer Neubewertung des gesamten Sektors.
(Reporter: Andrea Lentz; unter Mitarbeit von Daniela Pegna,
Kirsti Knolle und Stefan Schaaf; redigiert von Kerstin Leitel)