* ZEW treibt Dax am Morgen auf neues Zwei-Jahres-Hoch
* Deutsche-Bank-Aktien trotzen Marktschwäche
* Apple zieht Infineon und Dialog Semiconductor nach unten
(neu: China, Goldman Sachs, Bank of America, Ströer)
Frankfurt, 19. Okt (Reuters) - China will sein Wachstum
dämpfen - und nimmt damit auch dem deutschen Aktienmarkt Wind
aus den Segeln. Nach der Ankündigung der Zentralbank der
Volksrepublik, die Zinsen zum ersten Mal seit fast drei Jahren
zu erhöhen, sackte der Dax<.GDAXI> am Dienstagnachmittag 0,4
Prozent ins Minus auf 6491 Zähler. Die Notenbank hebt ihren
Leitzins ab Mittwoch um 0,25 Prozentpunkte an. Damit versuchten
die Chinesen, ihrer Wirtschaft etwas Schwung zu rauben, sagte
Analyst Simon Derrick von der Bank of New York Mellon. Mit einem
steigenden Leitzins werden Kredite teurer. Das wiederum dämpft
die Nachfrage, was Wachstum und Preisanstieg drosseln kann. Am
Vormittag hatte der ZEW-Index, der höher als erwartet ausfiel,
den Dax noch auf ein neues Zwei-Jahres-Hoch von 6544 Punkten
geschoben.
Das Barometer, das die Erwartungen der Finanzmarktprofis für
Deutschland misst, war im Oktober zwar zum sechsen Mal in Folge
gefallen, allerdings weniger stark als erwartet. "Der Schub
lässt stark nach, aber das Wachstum geht weiter", sagte
Volkswirt Alexander Koch von UniCredit. "Es sieht nicht danach
aus, dass sich die Lage rapide verschlechtern wird. Eine
Rezession ist nicht in Sicht."
Zu den größten Gewinnern im deutschen Leitindex zählten die
Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank,
die jeweils gut zwei beziehungsweise 1,2 Prozent fester
notierten. Laut Händlern profitierten sie weiterhin von den
überraschend starken Quartalsergebnis der Citigroup, die
den Finanztiteln bereits am Montag zu Kursgewinnen verholfen
hatten. Die am Dienstag vorgelegten Quartalsergebnisse von
Goldman Sachs und der Bank of America fielen
dagegen gemischt aus. Goldman Sachs hat aufgrund geringer
Börsenumsätze im dritten Quartal binnen Jahresfrist mehr als ein
Drittel seines Gewinns eingebüßt. Damit lag der Konzern aber
noch immer über den Erwartungen: Je Aktie erreichte der Gewinn
2,98 Dollar, Analysten hatten 2,32 Dollar prognostiziert. Der
Bank of America brockten Firmenwert-Abschreibungen einen
Nettoverlust von 7,3 Milliarden Dollar ein. Ohne Sonderposten
ergebe sich indes ein Gewinn von 3,1 Milliarden Dollar oder 0,27
Dollar je Aktie, hieß es. Analysten hatten 0,16 Dollar je Aktie
prognostiziert.
Enttäuscht zeigten sich die Anleger von den am Montag
nachbörslich vorgelegten Zahlen von Apple und
IBM, in deren Sog die Aktien von Infineon und
Dialog Semiconductor unter die Räder gerieten. Infineon
rutschten im Dax<.GDAXI> um 1,9 Prozent ins Minus, Dialog im
TecDax<.TECDAX> um 3,8 Prozent. IBM hatte nach einem
überraschend guten Quartal zwar seine Gewinnprognose für das
Gesamtjahr erhöht, wies aber für das dritte Quartal weniger
Service-Verträge aus als erwartet. Bei Apple beklagten Börsianer
trotz eines Rekordgewinns, der Computer- und Handyhersteller
habe im Berichtsquartal weniger iPads als erwartet verkauft. Der
Konzern enttäuschte zudem mit seiner Gewinnmarge.
PORSCHE AUF TALFAHRT
Auf Talfahrt schickten Anleger am Dienstag auch
Porsche, die sich um gut sieben Prozent verbilligten.
VW-Konzernchef Martin Winterkorn hatte erklärt, dass sich die
für das kommende Jahr vereinbarte Verschmelzung von
VW und Porsche womöglich verzögern könnte. Grund
seien Schadenersatzklagen in den USA und Deutschland sowie
unklare rechtliche und steuerliche Fragen.
Boden gutmachen konnten dagegen die Aktien der Münchener
Rück, nachdem US-Investor Warren Buffett die
Aufstockung seiner Anteile an dem Rückversicherer bekanntgegeben
hatte. Die Titel kletterten um bis zu 1,5 Prozent auf 108,80
Euro und zählten damit im Dax<.GDAXI> zu den größten Gewinnern.
"Die Aufstockung wird positiv gesehen, da sie als
Vertrauensbeweis gelten kann", fasste ein Händler zusammen.
Im SDax<.SDAXI> reagierten die Ströer-Aktien mit
Kursgewinnen von bis zu 4,7 Prozent auf eine Kaufempfehlung von
Goldman Sachs. Stöer sei in der deutschen Außenwerbung gut
positioniert, schrieben die Analysten. Kurzfristig könnte Ströer
auch von der guten Konjunkturlage in der Bundesrepublik
profitieren. Das Kölner Unternehmen ist seit Mitte Juli an der
Börse. Die Aktien waren zu 20 Euro ausgegeben worden.
(Reporter: Daniela Pegna; redigiert von Martin Zwiebelberg)