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BIARRITZ (dpa-AFX) - Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif ist von Frankreich völlig überraschend an den Tagungsort des G7-Gipfels eingeladen worden. Sarif sei am Sonntagnachmittag in Biarritz eingetroffen, um Gespräche mit dem französischen Außenminister Jean-Yves Le Drian zu führen, bestätigte ein Sprecher. Mögliche weitere Treffen mit Vertretern anderer G7-Staaten wurden zunächst nicht angekündigt.
Aus Elyséekreisen hieß es, Sarif sei nur für das Treffen mit Le Drian und nicht als Gipfelgast nach Biarritz eingeladen worden. Bei dem Gespräch auf Außenministerebene solle es um den Erhalt des internationalen Atomabkommens mit dem Iran und die Sicherheitslage in der Golfregion gehen. Kanzlerin Angela Merkel sagte, Sarifs Besuch sei "ein Parallelereignis am gleichen Ort, aber keine G7-Bewegung". Man sei sich aber einig, dass jeder Versuch einer Deeskalation in dem Atomkonflikt mit dem Iran wertvoll sei.
Mit Spannung wurde dennoch erwartet, wie US-Präsident Donald Trump auf die Anwesenheit des Iraners in Biarritz reagiert. Trumps Regierung hatte gegen Sarif erst Ende Juli Sanktionen verhängen lassen und dies damit begründet, dass dieser die "rücksichtslose" Agenda von Irans oberstem Führer Ajatollah Ali Chamenei umsetze und und der "wichtigste Sprecher des Regimes in der Welt" sei.
Ob G7-Gipfelteilnehmer Trump seine offizielle Zustimmung zur Einladung von Sarif nach Biarritz gab, blieb zunächst unklar. Aus dem Élyséepalast hieß es lediglich allgemein, Frankreich arbeite in voller Transparenz mit den USA zusammen.
Zwischen den Europäern und US-Präsident Donald Trump gibt es seit Monaten Streit über die Iran-Politik. Trump will den Iran mit maximalem politischen und wirtschaftlichen Druck zu einem Kurswechsel in der als aggressiv erachteten Außenpolitik zwingen. Die Wiedereinführung von Wirtschaftssanktionen hat bislang allerdings lediglich die Spannungen weiter angeheizt - unter anderem mit der Folge, dass der Schiffsverkehr durch die Straße von Hormus als nicht mehr sicher gilt.