Von Yasin Ebrahim
Investing.com - Aktien von GameStop, AMC, Naked Brand und eine Reihe anderer "Meme-Aktien", die von Kleinanlegern im großen Stil via Aktien oder Optionen gekauft wurden, legten im nachbörslichen Handel am Freitag erneut kräftig zu, nachdem der Online-Broker Robinhood mitteilte, dass er einige Handelsrestriktionen für die betroffenen Titel am Freitag wieder aufheben würde.
GameStop (NYSE:GME) stieg nach US-Börsenschluss um 61% auf 311 Dollar. 43% betrug das Minus zum offiziellen Handelsschluss. AMC Entertainment (NYSE:AMC) gewann 30% auf 10,56 Dollar, nachdem die Aktie des Kinobetreibers im Tagesverlauf um 56% gefallen war. Nokia schloss 13,25% im Minus, Naked Brand Group Ltd (NASDAQ:NAKD) stieg nachbörslich um 27%, während Express Inc (NYSE:EXPR) 31% und Blackberry (TSX:BB) 12% zulegten.
"Wir planen ab morgen begrenzte Käufe der Wertpapiere zu ermöglichen, werden aber die Situation weiterhin überwachen und können, falls nötig, erneut Anpassungen vornehmen“, teilte Robinhood in einer Erklärung mit.
Der Kampf zwischen den Short Sellern und den Helden auf Reddit hat sich in den letzten Tagen deutlich zugespitzt und weltweit für große Aufmerksamkeit gesorgt.
GameStop gab am Donnerstag in einer behördlichen Mitteilung an die Aufsichtsbehörden bekannt, dass MUST Asset Management, ein Großaktionär des Unternehmens, seine gesamte Beteiligung an dem US-Videospielehändler verkauft hat.
Der Schritt kommt nur einen Tag vor einer möglicherweise weiteren turbulenten Handelssitzung. Put-Optionen - Wetten auf fallende Kurse einer Aktie - laufen heute aus, was erneut Druck auf die Leerverkäufer ausüben könnte, die dadurch möglicherweise Milliarden von Dollar verlieren würden.
Am Donnerstagnachmittag hatten Robinhood und andere Online-Broker den Handel mit den so genannten "Meme-Aktien" eingeschränkt und die Margen erhöht. Grund dafür war den Brokern zufolge u.a. die extreme Volatilität in diesen Namen. Auch in anderen Teilen der Welt setzten Finanzdienstleister den Handel mit den betroffenen Aktien ausgesetzt. Kauforders waren nicht mehr möglich, zumindest für die Kleinanleger.
Dieses Vorgehen der Online-Broker, das an Bevormundung grenzt, sorgte auf Social Media Plattformen für einen Shitstorm gegen die Finanzdienstleister. Mindestens zwei bundesstaatliche Klagen wurden eingereicht, die die Wiederaufnahme des Handels mit Aktien von GameStop, BlackBerry (NYSE:BB), Nokia (HE:NOKIA) und AMC Entertainment forderten, wie Bloomberg berichtete.
Robinhood ist ein US-amerikanischer Broker, der sich auf die Fahne geschrieben hat, den Handel mit Wertpapieren in den USA zu demokratisieren. Gleichwohl leitet der Finanzdienstleister die Orders seiner Kunden für eine Gebühr an große institutionelle Player, wie etwa dem Hedgefonds Citadel, weiter. Pikant dabei ist, dass Citadel laut SEC-Filling zum dritten Quartal 2020 selbst auf Put-Optionen in Namen wie GameStop und AMC Entertainment sitzt.
Der Schritt der Online-Broker, den Handel mit den beliebten Titeln der Reddit-Trader zu begrenzen, hat inzwischen auch die US-Gesetzgeber aus beiden politischen Lagern auf den Plan gerufen.
Der republikanische Senator Ted Cruz aus Texas unterstützte ebenfalls die Forderung nach einer Untersuchung der Entscheidung von Robinhood, Kleinanleger vom Handel auszuschließen.
Kleinanleger hatten Anfang der Woche Blut geleckt, nachdem Melvin Capital, der im großen Stil gegen GameStop via Put-Optionen wettete, eine Geldspritze von zwei anderen Hedgefonds benötigte, um wohl nicht umzukippen. Laut Fondsmanager Gabe Plotkin konnte der Hedgefonds seine Short-Position bei GameStop am späten Dienstagnachmittag schließen. Auch Citron Research, ein anderer bekannter Short Seller aus den USA, konnte eigenen Angaben zufolge seine GameStop-Short-Position größtenteils glattstellen.
Für Freitag jedenfalls ist mit der jüngsten Robinhood-Entscheidung nun die Bühne für einen weiteren turbulenten Handelstag bereitet worden. Die Reddit-Trader scheinen entschlossen zu sein, "die Linie zu halten", ein Mantra, das im Reddit-Forum "wallstreetbets" überall zu lesen ist und offenbar eine Aufforderung an die anderen Trader ist, ihre Positionen nicht zu verkaufen und dem Druck nicht nachzugeben.
Bei all dem Hype um einen möglichen epochalen Short Squeeze besteht jedoch das Risiko, dass der "kleine Mann" am Ende viel mehr verlieren könnte als die wohlhabenderen und versierten Händler der Wall Street.
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