Die Aktie von Gazprom (MCX:GAZP) (WKN: 903276) kennt momentan zwei größere Probleme: Zum einen sind es die niedrigen Öl- und Erdgaspreise, die das operative Geschäft belasten. Wobei der russische Konzern hier noch Glück im Unglück hat. Durch vertraglich festgeschriebene und teilweise lediglich indexierte Preise spürt der Erdgaskonzern die Auswirkungen nicht ganz so stark.
Schwerwiegender sind hingegen die US-Sanktionen gegen die geplante und fast fertiggestellte Pipeline Nord Stream 2. Die US-Regierung erhöht momentan weiterhin den Druck und zieht quasi alle Register. Ja, sogar Sanktionen gegen Behörden scheinen als Mittel recht. Das wiederum könnte jedoch Konsequenzen vonseiten der EU und Deutschlands nach sich ziehen.
Wie auch immer: In einer anderen Region scheint es jedenfalls besser zu laufen, als erwartet. Denn hier könnte noch in diesem Jahr ein bedeutend höheres Volumen abgesetzt werden, als zunächst geplant. Schauen wir im Folgenden einmal, was Investoren wissen sollten und warum sich der Fokus auf das Reich der Mitte generell auszahlen könnte.
China will mehr! Wie jetzt berichtet wird, befindet sich das Management von Gazprom offenbar in Gesprächen mit China, die womöglich einen höheren Absatz noch in diesem Jahr nach sich ziehen könnten. Ursprünglich ist geplant gewesen, rund 38 Mrd. Kubikmeter Erdgas in diesem Jahr an das Reich der Mitte auszuliefern. Ein Wert, der jetzt signifikant getoppt werden könnte.
Im Raum steht demnach eine Erhöhung des Absatzes auf 44 Mrd. Kubikmeter noch im aktuellen Jahr 2020. Hier könnte sich der momentane Energiehunger Chinas ein weiteres Mal zeigen, der womöglich auch den Ölmarkt ein wenig stabilisieren könnte.
In den nächsten Jahren sollen die Volumina konsequent ausgebaut werden, bis ein maximales Volumen von 130 Mrd. Kubikmeter pro Jahr erreicht wird. Auch diese Prognose zeigt sehr deutlich: China dürfte mittel- bis langfristig ein Wachstumsmotor für den Absatz von Gazprom sein. Allerdings ist das nicht alles.
Der Anteil von China wird größer! China wird nämlich auch für die regionale Diversifikation von Gazprom wichtiger. Die EU dürfte zwar perspektivisch der Abnehmer eines Löwenanteils des Erdgases bleiben. Auch deshalb ist Nord Stream 2 so wichtig, zumal die gesamte EU im Jahre 2018 mit einem Volumen von über 200 Mrd. Kubikmeter der wichtigste Abnehmer gewesen ist. China könnte hier allerdings mittel- bis langfristig zumindest etwas aufschließen.
Allerdings ist China nicht die einzige Region, die wichtiger werden dürfte. Nein, auch Turkish Stream wird eine strategische Bedeutung beim russischen Erdgaskonzern besitzen. Die Gesamtkapazität der zwei Pipeline-Stränge soll hier bei rund 31,5 Mrd. Kubikmeter liegen. Hier könnte entsprechend auch ein neuer, größerer Absatzmarkt lauern. Zumal die Türkei von Natur aus aufgrund weniger eigener Brennstoffe an chronischem Energiehunger leidet.
Unterm Strich bleibt es daher dabei: Gazprom hat zwar einige Baustellen. Allerdings dürften die mittel- bis langfristigen Aussichten durchaus solide sein. Vor allem, wenn die russische Regierung den Bau der Pipeline endgültig finalisiert hat und damit Fakten schafft, die auch die US-Sanktionen nicht mehr torpedieren können.
Der Absatz dürfte wachsen! Auch mit Blick auf aktuelle Meldungen zeigt sich daher: Absatzseitig dürfte es bei Gazprom langfristig weiterlaufen. China und die Türkei werden immer wichtigere Absatzregionen. Der Draht zur EU soll durch Nord Stream 2 gefestigt werden. Wenn sich mittel- bis langfristig dann auch noch die Preise von Öl und Erdgas stabilisieren, könnte das der Mix für steigende Kurse sein.
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