FRANKFURT/BERLIN (dpa-AFX) - Gut drei Monate nach der Germanwings-Katastrophe hat der Mutterkonzern Lufthansa (XETRA:LHAG) den deutschen Hinterbliebenen pauschal 25 000 Euro als Schmerzensgeld angeboten. Nächste Angehörige wie Eltern, Kinder oder Lebenspartner sollen dazu ohne weitere Prüfung jeweils ein Schmerzensgeld von 10 000 Euro bekommen, wie die Fluggesellschaften am Dienstag mitteilten. Anwälte der Opfer-Familien lehnten das Angebot in einer ersten Reaktion ab. In Berlin zogen Luftfahrt-Experten erste Lehren aus dem Unglück.
Das Schmerzensgeld solle nicht mit den bereits geleisteten 50 000 Euro Soforthilfe verrechnet werden, erläuterte ein Lufthansa-Jurist. Mehrere Anwälte bestätigten den Eingang des Vorschlags. Christof Wellens, der nach eigenen Angaben 15 Opfer-Familien mit mehr als 60 Angehörigen zivilrechtlich vertritt, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Ich kann mir kaum vorstellen, dass auch nur eine Opfer-Familie das annimmt." Elmar Giemulla, der 34 Familien vertritt, nannte das Angebot im "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwoch) empörend. Bei dem Absturz am 24. März in den französischen Alpen kamen alle 150 Menschen an Bord ums Leben, darunter viele Deutsche. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft sperrte der Copilot seinen Kollegen aus dem Cockpit aus und brachte die Maschine absichtlich zum Absturz. Der 27-Jährige hatte nach Überzeugung der Ermittler psychische Probleme und Suizidgedanken, die er vor seinem Arbeitgeber verheimlichte. Eine nach dem Unglück eingesetzte Expertengruppe empfiehlt deshalb, die Anlaufstellen für Mitarbeiter mit psychischen Problemen bei den Fluggesellschaften zu stärken. Außerdem solle geprüft werden, wie die Kontrollen auf Medikamente, Drogen oder Alkohol intensiviert werden können, sagte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), der in Berlin den Zwischenbericht vorstellte. Der Sicherheitsmechanismus der Cockpittür soll unverändert bleiben. Die Vorgabe, dass sich immer zwei Personen im Cockpit aufhalten müssen, wird vorerst beibehalten.