Berlin, 30. Apr (Reuters) - Die Bahn-Gewerkschaft EVG schlägt angesichts milliardenschwerer Finanzlücken bei der Deutschen Bahn DBN.UL Alarm und warnt vor einem Investitions- und Einstellungsstopp. "Dann haben wir hier Chaos", sagte der kommissarische EVG-Chef Klaus-Dieter Hommel der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. Das Personal sei überaltert und die Investitionen in Netz und Fahrzeuge dringend nötig. Das Milliarden-Loch in der Corona-Krise könne etwa durch Zuschüsse der Regierung und die Aufhebung der Schuldengrenze für den Staatskonzern geschlossen werden. Auch arbeite die Gewerkschaft an einem Konzept, um gemeinsam mit dem Management aus der Krise zu kommen. Hommel ist auch Mitglied des Aufsichtsrats und führt bis zur Wahl eines neuen Vorsitzen die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) kommissarisch.
Die Bahn hätte schon vor der Corona-Krise noch in diesem Jahr mehrere Milliarden Euro gebraucht, die der hoch verschuldete Konzern ursprünglich auch durch den Verkauf der Nahverkehrstochter Arriva erzielen wollte. Dieser liegt jedoch schon länger auf Eis und wird wegen der Krise auf absehbare Zeit nicht umsetzbar sein. In Aufsichtsratskreisen hieße es, die Bahn brauche mindestens fünf Milliarden Euro. In schlechtesten Fall könnten es nach Szenarien auch deutlich über zehn Milliarden Euro werden. Laut Nachrichtenmagazin "Spiegel" hat Bahnchef Richard Lutz bei der Regierung die Zahl von zehn Milliarden Euro gegenüber Verkehrsminister Andreas Scheuer genannt. Diese Summe entspräche etwa dem Finanzbedarf der Lufthansa LHAG.DE , der derzeit in Rede steht.
Die Bahn bestätigte dies nicht und erklärte, man warte zunächst die April-Zahlen ab. Am 15. Mai werde man dann den Aufsichtsrat über die wirtschaftliche Lage informieren.