Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Glencore-Aktien (LON:GLEN) eröffneten am Montag auf dem höchsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt und setzten damit ihre diesjährige Rallye fort. Der Bergbaukonzern hat mit der Demokratischen Republik Kongo einen langjährigen Streit über Korruptionsvorwürfe in Afrika beigelegt.
Der in London gelistete Bergbau- und Rohstoffhandelsriese will zur Beilegung mutmaßlicher Korruptionsfälle gegen seine Führungskräfte in der Demokratischen Republik Kongo zwischen 2007 und 2018 180 Millionen Dollar zahlen und damit einen Schlussstrich unter ein Thema ziehen, das seit Jahren seinen Ruf belastet.
Der Vergleich folgt auf die 1,1 Milliarden Dollar, die Glencore Anfang des Jahres an die USA gezahlt hat. Damals hatte das Unternehmen die Bestechung von Beamten in Nigeria, Kamerun, Elfenbeinküste, Äquatorialguinea, Brasilien und Venezuela sowie in der Demokratischen Republik Kongo zugegeben. Außerdem hatte es 280 Millionen Pfund (1 Pfund = 1,2276 Dollar) gezahlt, um damit zusammenhängende Vorwürfe im Vereinigten Königreich beizulegen.
Der Konzern hatte im Vorfeld nicht angedeutet, dass er einen separaten Vergleich mit der Demokratischen Republik Kongo erwartet. In seinem Bericht für das Jahr 2021 hatte man Rückstellungen in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar für die erwarteten Vergleiche gebildet. Der am Montag bekannt gegebene Betrag dürfte die Gesamtkosten der Vergleiche über diesen Betrag hinaus erhöhen, obgleich Glencore im Rahmen des Vergleichs mit der Demokratischen Republik Kongo keine neuen Eingeständnisse gemacht hat. Parallele Untersuchungen der schweizerischen und niederländischen Behörden dauern noch an.
Die Marktteilnehmer schenkten den Korruptionsvorwürfen in diesem Jahr kaum Beachtung und konzentrieren sich stattdessen auf die sprudelnden Gewinne, die Glencore aufgrund der gestiegenen Rohstoffpreise, insbesondere für Öl, erzielt hat.
"Glencore ist heute nicht mehr das Unternehmen, das es einmal war, als sich die inakzeptablen Praktiken, die diesem Fehlverhalten zugrunde lagen, ereigneten", sagte der Vorstandsvorsitzende Kalidas Madhavpeddi.
Zwar hat die wichtigste Cashcow Kupfer aufgrund der stockenden Erholung in China ein eher durchwachsenes Jahr hinter sich, doch das Handelsgeschäft von Glencore konnte das Unternehmen weitgehend gegen jegliche Volatilität schützen.
Bis 9.30 Uhr MEZ stieg die Glencore-Aktie um 1,6 %. Bergbauaktien im Allgemeinen konnten ihre jüngsten Gewinne aufgrund von Meldungen über eine weitere Lockerung der COVID-19-Beschränkungen in China ausbauen. Chinas allmähliche Abkehr von Null-COVID hat den Bergbauunternehmen im letzten Monat neuen Auftrieb gegeben. Die Glencore-Aktie ist seit Jahresbeginn um 55 % gestiegen.