(neu: aktualisierte Kurse)
New York, 15. Jan (Reuters) - Sorgen um den Finanzsektor
haben die US-Börsen am Donnerstag erneut kräftig ins Minus
gedrückt. Für besondere Unruhe sorgten Berichte, dass die Bank
of America möglicherweise erneut Staatshilfen beantragen muss.
Viele Anleger befürchteten, dass noch weiteren Instituten unter
die Arme gegriffen werden muss. Hinzu kamen Ängste über die
Zukunft der Citigroup. Auch ein unerwartet hoher Gewinn der
US-Großbank JPMorgan Chase konnte die Nerven der
Aktionäre nicht beruhigen. Zu den Verlierern gehörten auch
Apple-Titel, weil Konzernchef Steve Jobs krankheitsbedingt eine
mehrmonatige Pause ankündigte.
Der Dow-Jones-Index<.DJI> der Standardwerte notierte 1,9
Prozent schwächer bei 8048 Punkten. Kurz zuvor fiel er erstmals
seit Ende November unter die 8000er-Marke. Der breiter gefasste
S&P-500<.SPX> verlor 2,2 Prozent auf 824 Zähler, der Index der
Technologiebörse Nasdaq<.IXIC> büßte 1,3 Prozent auf 1470
Stellen ein. In Frankfurt fiel der Dax<.GDAXI> den siebten Tag
in Folge und ging 1,9 Prozent tiefer bei 4336 Punkten aus dem
Handel.
Im Rampenlicht standen erneut Bankentitel. Spekulationen
über neue Staatshilfen in Milliardenhöhe für die Bank of
America schickten die Titel 19,2 Prozent ins Minus -
zeitweise rutschten die Papiere auf ihren tiefsten Stand seit
1991. Dem größten US-Institut macht die Übernahme der
Investmentbank Merrill Lynch vom Jahresanfang zu schaffen. Eine
mit dem Vorgang vertraute Person sagte, Merrill habe im vierten
Quartal erneut erhebliche Verluste verbucht. Deshalb führe die
Bank of America seit Mitte Dezember mit der Regierung in
Washington Gespräche. Seit Monatsbeginn hat die Aktie damit 44,5
Prozent eingebüßt, der Börsenwert schrumpfte binnen zwei Wochen
um knapp 38 Milliarden Dollar. In Euro umgerechnet entspricht
dies in etwa der gesamten Marktkapitalisierung der
Allianz. Das Institut will am kommenden Dienstag seine
Geschäftszahlen vorlegen.
Die Titel der Citigroup setzten ihre spektakuläre
Talfahrt ungebremst mit einem Minus von 14,4 Prozent fort. Citi
hat die Veröffentlichung ihrer Bilanz auf Freitag vorgezogen.
Erwartet wird, dass sich das Geldhaus dann auch zu einer neuen
strategischen Ausrichtung äußert.
"Der erste Teil des Rettungspakets für die Finanzbranche
sollte eigentlich das Feuer löschen - aber jetzt sieht es so
aus, als ob es erneut auflodert", sagte Carl Birkelbach von
Birkelbach Management.
JPMorgan Chase konnte die jüngste Flut von
Hiobsbotschaften aus der Branche nur unterbrechen. Das Institut
trotzte der Finanzkrise trotz riesiger Kreditausfälle einen
unerwartet deutlichen Gewinn ab. Zwar verdiente das Institut im
abgelaufenen Vierteljahr nach Angaben vom Donnerstag mit 702
Millionen Dollar 76 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, aber
viele Experten hatten Schlimmeres befürchtet. Im Sog der
Finanztitel gaben aber auch JPMorgan-Anteilsscheine knapp ein
Prozent ab.
Zu den Verlierern gehörten angesichts der Sorgen um
Konzernchef Jobs Apple-Aktien. Seine gesundheitlichen
Probleme seien komplexer als ursprünglich gedacht, erklärte
Jobs. Dies säte Zweifel am zukünftigen Kurs des iPod- und
iPhone-Herstellers und drückte die Aktien vier Prozent ins
Minus.
(Reporter: Leah Schnurr; bearbeitet von Sebastian Engel;
redigiert von Birgit Mittwollen)