Frankfurt (Reuters) - Nach dem Ausverkauf vom Wochenanfang haben die Anleger am Dienstag Aktien nur mit spitzen Fingern angepackt.
Die Stimmung bleibe angespannt, sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Börsen hassen Unsicherheit und die wird gerade in Hülle und Fülle durch die Handelspolitik aus Washington und die zerstrittene Koalition in Berlin erzeugt." Bremsend wirke auch der Brexit, der im Detail weiter unklar bleibe. Der Dax verlor 0,3 Prozent auf 12.234 Punkte und schloss damit so niedrig wie zuletzt Anfang April. Der EuroStoxx50 ging fast unverändert aus dem Handel. In New York lagen der Dow Jones und der S&P 500 zum europäischen Handelsschluss leicht im Plus.
"Im Dax sind mehr Unternehmen, die vom Export abhängen, als in vielen anderen Indizes", begründeten Händler die Kursverluste des deutschen Index. Zudem spielten aktuell charttechnische Signale eine größere Rolle. So trennen den deutschen Leitindex nur noch etwa vier Prozent von seinem im März erreichten Jahrestief von 11.726 Zählern. "Nächste Station dürfte die 12.000er Marke sein und dann kann es ganz schnell weiter zum alten Jahrestief gehen", sagte der Händler.
AUTOS, STAHLKONZERNE UND LUFTFAHRT-UNTERNEHMEN UNBELIEBT
Erneut standen die Aktien der Autobauer auf den Verkaufszetteln. BMW (DE:BMWG), Daimler (DE:DAIGn) und VW (DE:VOWG) verloren je knapp ein Prozent. Neben den drohenden US-Zöllen sorgt auch der näher rückende EU-Austritt Großbritanniens für Unsicherheit.
Angesichts von US-Zöllen auf Stahl und Aluminium flogen auch weiter die Aktien von Stahlkonzernen aus den Depots: Thyssenkrupp (DE:TKAG) verloren 2,7 Prozent auf 20,22 Euro und schlossen damit so niedrig wie zuletzt im November 2016. Im MDax geben Salzgitter (DE:SZGG) zwei und im SDax Kloeckner über sieben Prozent nach.
Auf Talfahrt blieben europaweit auch die Aktien der Reisebranche. Lufthansa (DE:LHAG) setzten ihren Sinkflug vom Montag mit einem erneuten Abschlag von 2,5 Prozent ebenso fort wie Air France-KLM, die 4,6 Prozent einbüßten.
GE NACH ÜBER 110 JAHREN NICHT IM DOW ABER AUF DEN KAUFLISTEN
In New York standen die Aktien des Industrieriesen und Siemens (DE:SIEGn) Rivalen General Electric (NYSE:GE) im Rampenlicht. Die Aktien des Traditionskonzerns wurden zwar am Dienstag erstmals seit über 110 Jahren nicht im bekanntesten US-Aktienindex - dem Dow Jones - gelistet. Doch verschaffte das Management mit der Fortsetzung seiner radikalen Rosskur zumindest beim Aktienkurs den Aktionären etwas Luft. Die Titel schossen um acht Prozent in die Höhe und waren damit auf dem Weg zum größten Tagesgewinn seit über drei Jahren. GE trennt sich von seinem lukrativen Medizintechnik-Geschäft und will in den nächsten Monaten 80 Prozent der Aktien der dann abgespaltenen GE Healthcare seinen Aktionären schenken.
Die Papiere des Dow-Aufsteigers Walgreens Boots Alliance verloren dagegen zeitweise über zwei Prozent. Anleger machten Kasse, nachdem die Aktien der Drogeriekette im Vorfeld der Aufnahme in den Dow kräftig zugelegt hatten.
Unter Druck blieben dagegen die Papiere von Harley-Davidson, die auch nach dem Ausverkauf vom Montag erneut zeitweise über zwei Prozent verloren. US-Präsident Donald Trump drohte der Motorrad-Kult-Marke mit Steuern, sollte Harley wegen der angekündigten EU-Zölle seine US-Produktion ins Ausland verlagern.