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HINTERGRUND: Trikot-Werbung: Nur die Nationalelf ist tabu

Veröffentlicht am 27.04.2012, 18:45
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Werder-Bremens Geschäftsführer Klaus Allofs hat am Freitag gleich doppelt mit einer Legende aufgeräumt: Das Trikotsponsoring war keine Schnapsidee des Jägermeister-Herstellers Günter Mast. In Wahrheit sei Werder der erste Verein in Deutschland gewesen, der vor 40 Jahren in einem Werbetrikot aufgelaufen sei. Und finanziell sei das Trikotsponsoring das völlige Gegenteil einer Schnapsidee: 118 Millionen Euro haben die 18 Bundesligavereine in der vergangenen Saison damit eingenommen. Am teuersten verkauft sich natürlich der FC Bayern: Den Telekom-Schriftzug auf der Brust lässt er sich mit 23 Millionen Euro im Jahr bezahlen - und wenn der die Champions League gewinnt, gibt's noch ordentlich was oben drauf.

Wie der 1. FC Nürnberg und Eintracht Frankfurt ist auch Werder Bremen im Moment auf der Suche nach einem Unternehmen, das künftig sein Logo maximal 200 Quadratzentimeter groß auf das Leibchen der Spieler druckt. Werder sei praktisch der Erfinder dieser Einnahmequelle, sagte Allofs im Münchner Club Wirtschaftspresse: Braunschweig sei von 1973 an mit dem Jägermeister-Hirsch aufgelaufen, für 100 000 Mark. Aber schon ein Jahr vorher sei Werder in einem rot-weißen Trikot angetreten statt im traditionellen Grün-Weiß, mit dem Bremer Schlüssel statt der Werder-Raute auf der Brust. Der Lohn: Bremen erließ dem Verein seine Steuerschulden.

Erst 1979 kassierte dann jeder Bundesligist. Günter Netzer, der heute sein Geld als Verwaltungsrat des weltweit größten Fußballrechte-Vermarkters Infront verdient, war selbst nie als Reklameträger über den Platz getrabt. 'Ich hab das zu meiner aktiven Zeit nicht erlebt', sagte der einstige Mittelfeldstar von Mönchengladbach. Als er zu Real Madrid wechselte, habe Real-Präsident Santiago Bernabéu verkündet: 'Solange ich lebe, wird das Trikot von Real Madrid nicht mit Werbung besudelt werden!' Und so sei es auch geschehen.

Heute ist das Trikot von Real das zweitteuerste weltweit: 25 Millionen Euro lässt sich der Sportwettenanbieter Bwin seinen Schriftzug auf dem weißen Hemd kosten. Der FC Barcelona bekommt von Quatar sogar 30 Millionen Euro.

Trikotwerbung hat für die Unternehmen einen großen Vorteil: 'Man kann sie nicht wegzappen', erklärte Ralf Koslowski, Deutschlandchef von Infront. Der Nachteil: Die Unternehmen müssen sich mindestens zwei Jahre binden, meistens länger. Die Vereine nehmen fast alles, was passt und gut bezahlt. Ausnahme in der Bundesliga: Schnaps ist inzwischen tabu, auch Zigaretten und Politik gehen gar nicht.

Für beide Seiten ist die hautnahe Bindung nicht ohne Risiko. Wenn ein Unternehmen mit einem Verbraucher- oder Umweltskandal zum Buhmann wird, schadet das auch dem Image des Vereins. Und wenn Sportler Doping-Schlagzeilen machen oder ein Verein mangels Leistung zum Gespött wird, ist das auch keine gute Werbung für ein Unternehmen. Der HSV zum Beispiel spielte 1995 so schlecht, dass der Sponsor ihn anwies, die Werbung 'TV Spielfilm' vom Trikot zu nehmen.

Werder steht im Moment auch nicht so glänzend da. Auf der Suche nach einem neuen Sponsor sei das keine Katastrophe, aber auch nicht gerade hilfreich , sagt Geschäftsführer Allofs. Acht bis zehn Millionen Euro hat er in den vergangenen Spielzeiten kassiert für die Trikotwerbung. Ausgerechnet der FC Bayern lässt ihn hoffen, dass es jetzt nicht weniger wird: Mit dem Einzug der Münchner ins Champions-League-Finale 'gewinnt der deutsche Fußball an Bedeutung'. Das bringe mehr Geld aus der Auslandsvermarktung: 'Für die gesamte Liga ist das eine wichtige Sache.'

Die Nationalmannschaft von Trinidad und Tobago hat schon mit Ebay-Trikotwerbung gespielt. Dass die deutsche Nationalelf eines Tages ebenfalls mit Reklame über der Brust auf den Rasen tritt, schließen Allofs und Netzer vehement aus. 'Das ist die letzte Bastion, die nicht reißen wird. Es wird keine Trikotwerbung auf dem Nationaltrikot geben!' sagte Netzer. Fußball dürfe keine reine Kommerzveranstaltung werden, denn das würden auch die Fans nicht mitmachen. 'Wenn man die Geschäftsidee übertreibt, nur dann ist der Fußball in Gefahr.'/rol/DP/wiz

--- : Von Roland Losch, dpa ---

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