FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Ankündigung weiterer signifikanter Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag die Börsen der Euroregion schwer unter Druck gebracht. Der Dax sackte zeitweise unter 14 000 Punkte auf den tiefsten Stand seit dem 10. November. Zuletzt erholte er sich wieder ein wenig und gab 2,8 Prozent auf 14 051,81 Punkte ab. Ähnlich sah es für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 aus sowie den Pariser Cac 40 . Der Eurostoxx büßte am Nachmittag 3,0 Prozent auf 3856,85 Zähler ein und fiel auf den tiefsten Stand seit rund fünf Wochen. Der Cac 40 verlor 2,7 Prozent auf 6551,88 Zähler.
"Die EZB stellt alle Signale auf restriktiv", kommentierte Volkswirtin Metal Mehta von Legal & General Investment Management. Sie schließe aus Sorge um die Inflation zu anderen Zentralbanken auf, die ebenfalls die Zügel angezogen hätten. Denn neben den Aussagen zu weiteren Zinsanhebungen sollen die Anleihebestände von März an schrittweise zurückgefahren werden. Zudem hob die EZB ihre Inflationserwartungen für die kommenden zwei Jahre zum Teil deutlich an, während sie die Prognose für das Wachstum im Euroraum senkte.
"Damit wird das so gefürchtete Stagflationsszenario ein gutes Stück wahrscheinlicher", kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager von QC Partners. Ernst werde es zudem, sobald die Rückzahlungsbeträge aus fälligen Anleihen nicht mehr vollständig reinvestiert würden und so dem Markt Liquidität entzogen werde.
Neben diesen für die Börsen negativen Neuigkeiten schlugen zudem eine Reihe schwacher Wirtschaftsdaten aus den USA ins Kontor, die laut Marktbeobachter Andreas Lipkow auf eine deutliche Konjunkturabkühlung der weltgrößten Volkswirtschaft deuten.