- von Klaus Lauer
Berlin (Reuters) - Die Verkaufsverhandlungen für die Technik-Sparte der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin stehen Insidern zufolge kurz vor dem Durchbruch.
Es zeichne sich ein Zuschlag für das Bieterkonsortium um den Berliner Logistiker Zeitfracht und die Wartungsfirma Nayak ab, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag von mehreren Personen, die mit der Sache vertraut sind. "Man ist auf der Zielgeraden", sagte einer der Insider. In dem Paket gehe es auch um die Übernahme der Frachttochter Leisure Cargo. Ein Zeitfracht-Sprecher sagte dazu nur: "Die aussichtsreichen Verhandlungen sind weit fortgeschritten." Air Berlin lehnte einen Kommentar ab.
In dem getrennten Verfahren für die Techniksparte können Bieter noch bis Ende dieser Woche ihre Angebote vorlegen. Der Bereich hat rund 1200 Beschäftigte, was umgerechnet etwa 850 Vollzeitstellen entspricht. Die größten Standorte sind Berlin, Düsseldorf und München. Die Frist wurde mehrfach verlängert, damit Interessenten sich mit Käufern von anderen Unternehmensteilen der Air Berlin abstimmen und Aufträge zur Wartung von deren Flugzeugen aushandeln können. Die Insider betonten, in welchem Umfang Zeitfracht und Nayak bei der Technik zuschlagen würden, hänge davon ab, ob es zu Auftragsgarantien etwa der Lufthansa (DE:LHAG) komme. Bleiben solche Zusagen aus, dürfte der Kaufpreis sinken, hieß es. Auch wenn die Verhandlungen auf der Zielgeraden seien, sagte einer der Insider: "Ich glaube das erst, wenn die Tinte trocken ist." Die Lufthansa hat bisher kein Interesse erkennen lassen, einen anderen Dienstleister als die eigene Lufthansa Technik mit der Wartung der Maschinen beauftragen zu wollen, die sie von Air Berlin übernehmen will.
Lufthansa hatte sich jüngst mit Air Berlin darauf geeinigt, mehr als die Hälfte der Flotte der insolventen Rivalin zu übernehmen. Es geht um etwa 80 der gut 130 Air-Berlin-Maschinen. Der britische Billigflieger Easyjet (LON:EZJ) verhandelt derzeit noch über die Übernahme von 25 Flugzeugen in Berlin-Tegel.
DEAL DER TECHNIK-SPARTE HAT FOLGEN FÜR TRANSFERGESELLSCHAFT
Vom Verkauf der Technik-Sparte hängt auch ab, wie groß die angepeilte Auffanglösung für Air-Berlin-Mitarbeiter, die vorerst keine neuen Jobperspektiven haben, ausfällt. Die geschäftsführende Bundesarbeitsministerin Katarina Barley erklärte, neben Air Berlin müssten auch Erwerber von Unternehmensteilen einen Beitrag leisten. "Die Lufthansa und andere Interessierte, die gute Stücke von Air Berlin übernehmen, müssen bei der Qualifizierung und Vermittlung der Air Berlin-Beschäftigten in einer Transfergesellschaft Verantwortung übernehmen." Die SPD-Ministerin begrüßte, dass sich die Länder Berlin und Nordrhein-Westfalen finanziell beteiligen wollten, rüffelte aber die CSU-geführte Regierung in München. "Einen vergleichbaren Einsatz würde ich mir auch von Bayern wünschen." Auch dort stünden viele Beschäftigte vor dem Verlust des Jobs.
Eine Sprecherin des bayerischen Arbeits- und Sozialministeriums hatte zu einem Beitrag für eine Transfergesellschaft bereits am Mittwoch gesagt: "Die Frage stellt sich momentan nicht." Am Standort München wäre nur Air Berlin Technik betroffen, mit rund 250 Mitarbeitern. "Wir müssen erst das Bieterverfahren abwarten." Schließlich sei noch offen, wer da für wie viel biete.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller bekräftigte die Bereitschaft seines Landes, Geld beizusteuern. Zudem habe die Verwaltung der Hauptstadt Bedarf für rund 4000 Beschäftigte, sagte Müller im Abgeordnetenhaus. Am Donnerstag gab es bereits eine Jobbörse in der Firmenzentrale von Air Berlin, wo sich auch Behörden des Landes vorstellten.