Düsseldorf, 07. Okt (Reuters) - Gut eine Woche nach ihrem Amtsantritt schlägt Thyssenkrupp TKAG.DE -Chefin Martina Merz erste Pflöcke ein. Die Führungsgesellschaften für die Geschäfte mit dem Anlagenbau und Teilen für die Automobilindustrie, Industrial Solutions und Components Technology, sollen aufgelöst werden, sagten am Montag zwei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Ziel sei, die Verwaltungskosten des Konzerns von derzeit über zwei Milliarden Euro zu senken. In den beiden Bereichen seien insgesamt rund 300 Mitarbeiter mit Verwaltungsjobs wie etwa dem Rechnungswesen betraut. Einige dieser Stellen blieben erhalten. Die Produktion der Sparten sei von dieser Maßnahme nicht betroffen. Thyssenkrupp hat allerdings angekündigt, möglicherweise Partner ins Boot zu holen und gegebenenfalls auch Mehrheitsbeteiligungen abzustoßen.
Merz werde die Pläne am Dienstag 150 Führungskräften vorstellen, sagten die Insider. Der Konzern lehnte eine Stellungnahme ab. Der geschasste Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff hatte angekündigt, dass insgesamt 6000 der 160.000 Jobs binnen drei Jahren gestrichen werden sollen, davon etwa 4000 in Deutschland. Klar ist, dass bis zu 2000 die Stahlsparte betreffen können. Über die nun geplante Auflösung der beiden Business Areas, die insgesamt zusammen mehr als 50.000 Mitarbeiter beschäftigen, hatte zuerst das "Handelsblatt" berichtet.
Die Strukturen von Thyssenkrupp sind kompliziert und werden von Finanz-Investoren wie etwa Cevian und Elliott als ineffizient kritisiert. Umbaupläne hat es bereits viele gegeben, ebenso Programme für Stellenstreichungen. Selbst Managern des Konzerns fällt es mitunter schwer, hier den Überblick zu behalten. Thyssenkrupp steckt in der größten Krise der Unternehmensgeschichte. Der Konzern kämpft mit hohen Verlusten und steigenden Schulden.
Er ist derzeit in sechs Bereichen organisiert. Neben Industrial Solutions und Components Technology sind dies das mindestens teilweise vor dem Verkauf oder Börsengang stehende Aufzugsgeschäft Thyssenkrupp Elevator, der Werkstoffhandel Materials Services, der europäische Stahlhandel Steel Europe und der ebenfalls weitgehend mit Verwaltungsfunktionen beschäftigte Bereich Corporate mit rund 3600 Beschäftigten. Im Bereich Corporate sollen die jährlichen Kosten auf unter 200 Millionen Euro gesenkt werden. Im Geschäftsjahr 2017/18 hatte dieser Bereich einen operativen Verlust von rund 370 Millionen Euro eingefahren.