Boston/New York, 24. Mrz (Reuters) - Ein zu rasches Wiederanlaufen der US-Wirtschaft trotz der weiteren Ausbreitung des Coronavirus könnte nach Einschätzung von Investoren nach hinten losgehen. Viele Anleger blieben auf der Hut, weil der Verlauf der Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen unklar seien, sagte Axel Merk, Chefinvestor bei Merk Investments. Daher dürften sie den Wunsch von US-Präsident Donald Trump nicht gutheißen, die Wirtschaft bald wieder hochzufahren. "Die Märkte werden schlecht reagieren, weil sie gelernt haben, dass dieser Ansatz nicht funktioniert", sagte Merk. "Aus medizinischer Sicht muss man das exponentielle Wachstum brechen, und das geht mit Ausgangsbeschränkungen."
Trump hatte sich trotz der weiteren Ausbreitung des Virus für einen teilweisen Neustart ausgesprochen. Nach Beendigung des in der Vorwoche verhängten 15-tägigen Shutdowns sollte die Wirtschaft in weniger stark betroffenen Staaten wieder anlaufen. Es solle nicht dazu kommen, dass die Vereinigten Staaten monatelang stillgelegt würden, sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim CMC Markets. "Dies aber klingt alles ein wenig nach der Quadratur des Kreises. Die Erfahrungen aus Südkorea und China zeigen, dass nur bei vollständiger Umsetzung der jetzt getroffenen Maßnahmen und nicht ohne selbige eine Coronavirus-Welle schon acht bis zwölf Wochen dauert."
Die Coronakrise belastet die US-Wirtschaft stark, der Präsident der Fed von St. Louis, James Bullard, rechnet mit einer Arbeitslosigkeit von 30 Prozent im zweiten Quartal. Derzeit verbreitet sich das Virus in den USA rasch; in einer Studie vom 16. März sagten die Experten des Imperial College in London 2,2 Millionen Tote voraus. Die Kapazitäten der Krankenhäuser würden bereits in der zweiten Aprilwoche überfordert. Bei einer "optimalen Eindämmungspolitik" könnten 600.000 Leben gerettet werden, sagten Volkswirte der Northwestern University sowie der Freien Universität Berlin.