Berlin (Reuters) - Das vom Medienkonzern Bertelsmann zum Verkauf gestellte Geschäft mit Online-Kundenbetreuung und Call-Centern gerät unter Druck.
Obwohl die Konzerntochter Arvato ihre Dienste für Internetriesen wie Facebook (NASDAQ:FB) ausbaute, schrumpfte der Gewinn der Sparte, wie Bertelsmann am Dienstag auf seiner Bilanzpressekonferenz in Berlin mitteilte. Der Konzern hatte im Januar angekündigt, den zu Arvato gehörenden Geschäftsbereich Customer Relationship Management (CRM) auf den Prüfstand zu stellen. Arvato CRM erwirtschaftete im vergangenen Jahr mit weltweit 36.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro.
Die gesamte Dienstleistungstochter Arvato, die für eine Vielzahl internationaler Konzerne wie die Deutsche Telekom (DE:DTEGn) oder Amazon (NASDAQ:AMZN) arbeitet, steigerte im 2017 zwar ihren Umsatz um 1,6 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. Das war fast ein Viertel der Konzernerlöse, die um 1,4 Prozent auf 17,2 Milliarden Euro zulegten. Der Betriebsgewinn von Arvato schrumpfte jedoch um zehn Prozent auf 320 Millionen Euro - gegen den Trend der übrigen Sparten, die Bertelsmann ein Rekordergebnis von 2,6 Milliarden Euro bescherten. Zu den Gewinntreibern zählten die TV-Tochter RTL (BR:AUDKt), der Zeitschriftenverlag Gruner+Jahr und die Musikrechte-Tochter BMG.
Den Gewinnrückgang bei Arvato begründete Bertelsmann mit einer Abnahme des traditionellen Geschäfts mit Kunden aus der Telekommunikationsbranche sowie Anlaufkosten für Neukunden. Für den zur Disposition gestellten Teilbereich CRM wies Bertelsmann keine Gewinnzahl aus. Dieses Segment übernimmt für andere Unternehmen den Kundenservice mit Call-Centern oder Online-Chats und kümmert sich beispielsweise auch um die Löschung von Hass-Kommentaren auf Facebook. Arvato baute diesen Bereich nach Angaben von Bertelsmann-Chef Thomas Rabe aus und beschäftigt damit bereits mehr als 2000 Mitarbeiter in Deutschland und Marokko.
Aufgaben wie diese machen Arvato CRM nach Rabes Einschätzung zu einem attraktiven Kaufobjekt. "Wir sind vom Wachstumspotenzial dieser Aktivitäten überzeugt", sagte er. Der Konzern wolle sich allerdings wegen seiner Vielzahl weiterer Geschäftsbereiche nicht selbst darum kümmern. "Wir müssen uns fokussieren." Der Verkaufsprozess solle im Mai beginnen und im Herbst abgeschlossen werden. Unter den potenziellen Interessenten seien sowohl strategische als auch Finanz-Investoren.