Frankfurt (Reuters) - Das Ja der Katalanen zur Unabhängigkeit von Spanien hat die Anleger am deutschen Aktienmarkt relativ kalt gelassen.
Der im Zuge des Referendums etwas niedrigere Euro zog sogar im Gegenteil Käufer an, da viele angesichts des für Exporteure günstigeren Wechselkurses auf sprudelnde Unternehmensgewinne setzten. Der Dax stieg um 0,6 Prozent auf 12.902 Punkten und schloss damit so hoch wie noch nie. Das im Juni im Handelsverlauf erreichte Allzeithoch von 12.951 Zählern rückt damit immer näher. Der EuroStoxx50 stieg um 0,2 Prozent auf ein frisches Vier-Monats-Hoch von 3602 Punkten. "Die Wall Street in Partylaune und ein schwächerer Euro sorgen erneut für Rückenwind auf dem Frankfurter Börsenparkett", fasste Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader zusammen.
An den New Yorker Börsen setzten die führenden Indizes ihren Rekordkurs der vorigen Woche fort. Zum Handelsschluss in Europa notierte der Standardwerte-Index Dow-Jones 0,3 Prozent höher, der breitere S&P-500 und der Technologie-Index Nasdaq lagen je 0,2 Prozent im Plus. Viele Anleger setzten auch an der Wall Street mit Blick auf die bald anlaufende Berichtssaison zum dritten Quartal auf höhere Unternehmensgewinne. Unter Druck waren nach dem Angriff auf ein Musikfestival in Las Vegas die Aktien von Kasinobetreibern wie MGM Resorts, die 4,7 Prozent verloren.
BÖRSE IN MADRID NACH KATALONIEN-VOTUM SCHWÄCHER
Aus Sorge vor einer politischen Krise in Spanien fiel der Euro um mehr als einen halben US-Cent auf 1,1740 Dollar. Zum einen könnte dadurch in Spanien das Wirtschaftswachstum in Mitleidenschaft geraten, sagte ein Börsianer. Zum anderen sei die Abstimmung ein weiterer Dämpfer für die Bemühungen Frankreichs, die Euro-Zone stärker zu integrieren.
Die spanische Börse gab gegen den Trend nach und verlor zeitweise 1,9 Prozent. Schlusslichter im EuroStoxx50 waren die spanischen Großbanken BBVA (MC:BBVA) und Santander mit Abschlägen von 2,4 und 1,6 Prozent. Die übrigen europäischen Finanzwerte fielen im Schnitt um knapp ein Prozent. Händler verwiesen darauf, dass nach dem Unabhängigkeitsvotum Kataloniens eine Straffung der Geldpolitik in der Euro-Zone schwieriger werde.
Die Euro-Schwäche ging nach Einschätzung von Analysten der Commerzbank (DE:CBKG) auch auf die Spekulation über steigende US-Zinsen zurück. US-Präsident Donald Trump will eigenen Angaben zufolge demnächst über die Nominierung des künftigen Notenbank-Chefs entscheiden. Insidern zufolge hat der Ökonom Kevin Warsh gute Chancen, Nachfolger von Amtsinhaberin Janet Yellen zu werden. Warsh gilt als Verfechter einer strafferen Geldpolitik. Der Dollar verteuerte sich daraufhin deutlich.
LUFTFAHRT-AKTIEN NACH MONARCH-PLEITE EUROPAWEIT GEFRAGT
Europaweit hoben die Aktien von Fluggesellschaften ab, nachdem die britische Airline Monarch überraschend Insolvenz anmeldete. Rund 110.000 Urlauber sind im Ausland gestrandet. "Passagiere werden sich beim nächsten Mal fragen, ob sie nicht lieber eine der etablierten Fluggesellschaften buchen", sagte ein Händler. Lufthansa-Aktien stiegen um bis zu 3,5 Prozent auf 24,32 Euro und schlossen damit so hoch wie zuletzt im Februar 2001. Die Titel der British-Airways-Mutter IAG sowie die Papiere von Easyjet (LON:EZJ), Air France (PA:AIRF) KLM und Ryanair (IR:RYA) legten zwei bis fünf Prozent zu.
Der Umsatz im Dax war eher mau, da viele Anleger die Zeit vor dem Tag der Deutschen Einheit am Dienstag, an dem die Börse geschlossen bleibt, für einen Kurzurlaub nutzten. 2017-10-02T140435Z_1_LYNXNPED91160_RTROPTP_1_MARKETS-EUROPE-STOCKS.JPG