Von Sam Boughedda
JPMorgan-Analyst Marko Kolanovic äußerte in einer Notiz am Freitag die Sorge, dass die Zentralbanken schon wieder einen gravierenden politischen Fehler begehen könnten.
Ihm ist durchaus bewusst, dass er und sein Institut in diesem Jahr mit ihren optimistischen Marktprognosen stets über dem Konsens lagen. Entscheidend hierfür seien die Annahmen gewesen, dass "die Zentralbanken keine schwerwiegenden politischen Fehler machen würden, dass der Krieg in Europa im Herbst oder Winter deeskalieren würde (was nur zu einer leichten Rezession in Europa geführt hätte) und dass sich das Wachstum in Asien in der zweiten Jahreshälfte deutlich beschleunigen würde."
Während Kolanovic nach wie vor davon ausgeht, dass das Wachstum in Asien den globalen Konjunkturzyklus stützen und die Positionierung dem Markt einen Boden bereiten wird, sei JPMorgan "zunehmend besorgt, dass die Zentralbanken einen politischen Fehler begehen könnten und dass nach der Zerstörung der Nord Stream-Pipelines neue geopolitische Risiken entstehen könnten".
"Seit 2018 haben wir verschiedene Fehler gesehen, die zu einer erhöhten Makro-Volatilität geführt haben (4. Quartal 2018: Straffung in eine Rezession des verarbeitenden Gewerbes hinein, 2021: weitere Lockerung in die Krypto-/NFT-/Innovationsblase hinein, und jetzt wieder 2022: beispiellose Straffung in eine sich verlangsamende Wirtschaft und einen Krieg hinein)", schrieb Kolanovic.
Mit der "Eskalation der hawkischen Rhetorik in jüngster Zeit hat die Wahrscheinlichkeit zugenommen, dass die Zentralbanken einen politischen Fehler mit negativen globalen Folgen begehen, wie verschiedene Verwerfungen auf den Devisen- und Zinsmärkten bereits belegen. Doch selbst wenn es ihnen gelingt, einen solchen Fehler noch zu vermeiden, wird sich die Erholung der globalen Märkte und der Wirtschaft höchstwahrscheinlich verzögern", so der Analyst abschließend.