STUTTGART (dpa-AFX) - Der kränkelnde Pharmagroßhändler Celesio ist mit seinem breit angelegten Umbau in die roten Zahlen gerauscht. Vor allem hohe Abschreibungen auf die kürzlich zum Verkauf gestellte Personaldienstleister-Tochter Pharmexx zogen den MDax -Konzern im ersten Quartal 2012 unter dem Strich in die Verlustzone, wie Celesio am Montag in Stuttgart mitteilte. Das Minus nach Minderheiten habe in den ersten drei Monaten des Jahres 5,4 Millionen Euro betragen.
Die Nummer zwei der deutschen Pharmalogistik hatte vor einem Jahr zum Auftaktquartal noch 53,3 Millionen Euro Überschuss ausgewiesen. Das Unternehmen müht sich derzeit neben Pharmexx auch um den Verkauf seiner Tochterfirmen Movianto - eine Vorstufe des Großhandels - und DocMorris, die umstrittene Internet-Versandapotheke. Kauf und Integration dieser drei Unternehmensteile waren teuer und Celesio muss ihren Wert inzwischen deutlich niedriger ansetzen - daher das Minus. Bereinigt um diese Wertkorrekturen weist der Konzern einen Gewinn aus, der ungefähr auf Höhe der 50 Millionen Euro des Vorjahres liegt.
Diesen positiven Trend aus dem operativen Kerngeschäft, das Celesio ausbauen will, wertet Unternehmenschef Markus Pinger daher auch als Zeichen für den richtigen Weg seines Umbaus: 'Wir werden diese Neuausrichtung konsequent Schritt für Schritt abarbeiten.' Der Konzern will wieder stärker Partner der Apotheken werden und sich ganz auf seine Erfahrung als Arzneilieferant konzentrieren. Zudem baut Celesio sein Geschäft mit in Eigenregie betriebenen Apotheken aus. 'Wir sind ausgesprochen glücklich über die Entwicklungen im Apothekengeschäft', sagte Pinger und nannte 7 Prozent Umsatzplus. Die Erlöse der Großhandels stellen mit 4,8 Milliarden Euro den Großteil der insgesamt 5,64 Milliarden Euro Gruppenumsätze (plus 2,5 Prozent).
Die Stuttgarter halten an ihrem Ausblick für das Gesamtjahr fest, wonach sich das laufende Geschäft entgegen dem Trend der vergangenen vier Jahre stabilisieren soll. Die Aktie der Celesio AG hatte bis zum Mittag in einem negativen Dax-Umfeld leichte Einbußen hinzunehmen.
Die Kehrtwende will Pinger neben dem Verkauf der unrentablen Töchter auch mit Einsparungen beim Personal erreichen - etwa in den Verwaltungen. Umgerechnet in Vollzeitstellen zählte Celesio Ende März nur noch 35.048 Mitarbeiter - ein Jahr zuvor waren es noch rund 1.400 Stellen mehr gewesen. Etwa 5.600 sollen mit dem Verkauf der Töchter wegfallen - den größten Teil trägt Pharmexx mit aktuell 4.500 Jobs, dahinter folgt Movianto mit etwa 1.000 Stellen. Celesio bietet mit Pharmexx für Arzneimittelfirmen unter anderem die Beratungsdienste von Pharmareferenten an. Als Zielgröße für Ende 2012 nennt Celesio 29.000 Vollzeitkräfte.
Zur Veräußerung der drei Töchter verriet Pinger keine Details, er gab sich aber zufrieden. 'Die Verkaufsprozesse sind voll in Fahrt.' Celesio habe überall konkrete Angebote, der Stand der Dinge sei aber jeweils unterschiedlich. Während es ein breites Interesse an Movianto gebe, halte sich die Zahl möglicher Käufer für Pharmexx und DocMorris in Grenzen. Die Branche und auch Finanzinvestoren hätten Interesse.
Bei Pharmexx ist schon absehbar, dass Celesio nur einen Bruchteil der Gesamtkosten aus Übernahme und Integration wieder hereinbekommt. Pinger schloss außerdem weitere Abschreibungen nicht aus. Und auch andernorts hat er Sorgenkinder. So gab Celesio am Montag bekannt, sich aus Tschechien komplett zurückzuziehen. 2008 war es dazu bereits in Rumänien gekommen. Gründe nannte Celesio nicht. Branchenkennern zufolge gingen die Expansionspläne in beiden Ländern nicht auf, weil auf absehbare Zeit ein Vormarsch an die Marktspitze unmöglich schien.
Neben der Konzentration auf die Apothekenversorgung will Celesio außerhalb Europas - etwa in Südamerika oder den Golfstaaten - wachsen und das lukrative Geschäft mit der Verteilung von Spezialmedikamenten vorantreiben. In dem Übergangsjahr 2012 will der MDax-Konzern die Weichen stellen, um 2013 wieder Fahrt aufzunehmen./loh/mne/
--- Michaela Nehren-Essing, dpa-AFX und Heiko Lossie, dpa ---
Die Nummer zwei der deutschen Pharmalogistik hatte vor einem Jahr zum Auftaktquartal noch 53,3 Millionen Euro Überschuss ausgewiesen. Das Unternehmen müht sich derzeit neben Pharmexx auch um den Verkauf seiner Tochterfirmen Movianto - eine Vorstufe des Großhandels - und DocMorris, die umstrittene Internet-Versandapotheke. Kauf und Integration dieser drei Unternehmensteile waren teuer und Celesio muss ihren Wert inzwischen deutlich niedriger ansetzen - daher das Minus. Bereinigt um diese Wertkorrekturen weist der Konzern einen Gewinn aus, der ungefähr auf Höhe der 50 Millionen Euro des Vorjahres liegt.
Diesen positiven Trend aus dem operativen Kerngeschäft, das Celesio ausbauen will, wertet Unternehmenschef Markus Pinger daher auch als Zeichen für den richtigen Weg seines Umbaus: 'Wir werden diese Neuausrichtung konsequent Schritt für Schritt abarbeiten.' Der Konzern will wieder stärker Partner der Apotheken werden und sich ganz auf seine Erfahrung als Arzneilieferant konzentrieren. Zudem baut Celesio sein Geschäft mit in Eigenregie betriebenen Apotheken aus. 'Wir sind ausgesprochen glücklich über die Entwicklungen im Apothekengeschäft', sagte Pinger und nannte 7 Prozent Umsatzplus. Die Erlöse der Großhandels stellen mit 4,8 Milliarden Euro den Großteil der insgesamt 5,64 Milliarden Euro Gruppenumsätze (plus 2,5 Prozent).
Die Stuttgarter halten an ihrem Ausblick für das Gesamtjahr fest, wonach sich das laufende Geschäft entgegen dem Trend der vergangenen vier Jahre stabilisieren soll. Die Aktie der Celesio AG hatte bis zum Mittag in einem negativen Dax
Die Kehrtwende will Pinger neben dem Verkauf der unrentablen Töchter auch mit Einsparungen beim Personal erreichen - etwa in den Verwaltungen. Umgerechnet in Vollzeitstellen zählte Celesio Ende März nur noch 35.048 Mitarbeiter - ein Jahr zuvor waren es noch rund 1.400 Stellen mehr gewesen. Etwa 5.600 sollen mit dem Verkauf der Töchter wegfallen - den größten Teil trägt Pharmexx mit aktuell 4.500 Jobs, dahinter folgt Movianto mit etwa 1.000 Stellen. Celesio bietet mit Pharmexx für Arzneimittelfirmen unter anderem die Beratungsdienste von Pharmareferenten an. Als Zielgröße für Ende 2012 nennt Celesio 29.000 Vollzeitkräfte.
Zur Veräußerung der drei Töchter verriet Pinger keine Details, er gab sich aber zufrieden. 'Die Verkaufsprozesse sind voll in Fahrt.' Celesio habe überall konkrete Angebote, der Stand der Dinge sei aber jeweils unterschiedlich. Während es ein breites Interesse an Movianto gebe, halte sich die Zahl möglicher Käufer für Pharmexx und DocMorris in Grenzen. Die Branche und auch Finanzinvestoren hätten Interesse.
Bei Pharmexx ist schon absehbar, dass Celesio nur einen Bruchteil der Gesamtkosten aus Übernahme und Integration wieder hereinbekommt. Pinger schloss außerdem weitere Abschreibungen nicht aus. Und auch andernorts hat er Sorgenkinder. So gab Celesio am Montag bekannt, sich aus Tschechien komplett zurückzuziehen. 2008 war es dazu bereits in Rumänien gekommen. Gründe nannte Celesio nicht. Branchenkennern zufolge gingen die Expansionspläne in beiden Ländern nicht auf, weil auf absehbare Zeit ein Vormarsch an die Marktspitze unmöglich schien.
Neben der Konzentration auf die Apothekenversorgung will Celesio außerhalb Europas - etwa in Südamerika oder den Golfstaaten - wachsen und das lukrative Geschäft mit der Verteilung von Spezialmedikamenten vorantreiben. In dem Übergangsjahr 2012 will der MDax-Konzern die Weichen stellen, um 2013 wieder Fahrt aufzunehmen./loh/mne/
--- Michaela Nehren-Essing, dpa-AFX und Heiko Lossie, dpa ---