FRANKFURT/AMBERG (dpa-AFX) - Der Chef des Autozulieferers Grammer (XETRA:GMMG) warnt nach dem Abgas-Skandal bei VW (XETRA:VOW3) vor starken Belastungen für Zulieferer. "Der Druck von VW ist enorm hoch", sagte Grammer-Vorstandschef Hartmut Müller am Mittwoch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Aus der Branche heißt es, dass VW seit dem Ausbruch der Dieselkrise kräftige Preisnachlässe von seinen Zulieferern fordert und den Sparzwang damit an die Lieferanten weitergibt. "Meine Hoffnung ist, dass in dieser Situation alles mit Augenmaß stattfindet", sagte Grammer-Chef Müller.
Für Grammer selbst sei das Problem nicht so groß, weil Zuwächse bei anderen Herstellern kleinere Umsatzrückgänge bei Lieferungen an VW mehr als ausglichen. Aber vor allem kleinere Zulieferer könnten sogar existenziell bedroht werden, wenn nicht nur ihr Umsatz mit VW, sondern auch der Profit deutlich sänke, sagte Müller. Der Grammer-Chef spricht sich stattdessen für engere Partnerschaften zwischen Volkswagen und seinen Zulieferern aus. Denkbar sei beispielsweise eine Zusammenarbeit beim Einkauf: "VW kauft Rohstoffe ein in Mengen wie kein einziger Zulieferer. Warum kann ein Zulieferer nicht von dieser Einkaufsmacht von VW profitieren und einen Teil der Einsparungen auch an VW weitergeben?" Besonders die Verkäufe der Kernmarke VW haben seit Bekanntwerden der Abgas-Manipulationen gelitten. Auch im laufenden Jahr liegen die Verkaufszahlen bislang insgesamt wieder unter denen des Vorjahres. Markenchef Herbert Diess will VW auf einen Sparkurs einschwören. Dem gesamten Konzern drohen Milliardenstrafen und Entschädigungszahlungen wegen der manipulierten Abgaswerte.