NEW YORK (dpa-AFX) - Netflix (2:NFLX) lehrt die etablierte Medienwelt das Fürchten. Der Videostreamingdienst wird vor allem bei jüngeren Zuschauern immer populärer und gehört seit Jahren auch zu den Lieblingen der Anleger. 16 Jahre nach dem Börsengang hat Netflix den traditionsreichen Platzhirsch Walt Disney (112:DIS) vom Thron des wertvollsten Medienunternehmens gestoßen. Vor kurzem nahm Netflix im US-Aktienindex S&P 100 den Platz des von Bayer (4:BAYGN) gekauften Saatgutriesens Monsanto (NYSE:MON) ein. Die wichtigsten Punkte für das Unternehmen, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft.
DAS IST LOS BEI NETFLIX
Keine 1000 Filme hatten die 30 Netflix-Mitarbeiter zur Unternehmensgründung 1997 im Angebot. Die waren zwar schon online ausleihbar - aber nur auf DVD. Und auch beim Börsengang fast fünf Jahre später war die Online-Videothek noch ein ziemlich kleiner Fisch im Haifischbecken der großen Medien- und Unterhaltungskonzerne.
Seitdem hat sich viel getan: Statt roter Zahlen wie in den Anfangsjahren kann Netflix inzwischen deutliche Gewinne vorweisen. So hoch wie beim Unterhaltungsriesen Walt Disney sind freilich noch nicht. Während der bald 100 Jahre alte Traditionskonzern 2017 mit seinem Imperium aus Filmstudios, Fernsehsendern und Freizeitparks 9 Milliarden US-Dollar verdient hat, war es bei dem Emporkömmling gerade einmal eine halbe Milliarde. Und auch beim Umsatz liegt Disney meilenweit vor seinem jungen Konkurrenten.
Die Wachstumsraten sprechen hingegen klar für den Newcomer mit zuletzt rund 125 Millionen Abonnenten: Er hat die Erlöse allein im vergangenen Jahr um ein Drittel gesteigert und den Nettogewinn sogar um das Dreifache, während bei Disney jeweils ein leichter Rückgang zu Buche stand. Entsprechend euphorisch sind die Prognosen der Experten für die weitere Geschäfts- und Kursentwicklung.
Die Bedrohung durch Netflix und das Streamingangebot des Online-Handelsriesen Amazon (2:AMZN) ist der altgedienten US-Konkurrenz wohl bewusst. Das zeigt die seit Monaten rollende Fusions- und Übernahmewelle in der Branche - sei es die Übernahme des Medienkonzerns Time Warner (NYSE:TWX) durch den Telekomriesen AT&T (112:T) oder der Bieterkampf zwischen Disney und dem Kabelkonzern Comcast (2:CMCSA) um Rupert Murdochs Medienimperium 21st Century Fox (2:FOXA).
Zudem setzen die etablierten Unternehmen mehr und mehr auf eigene Angebote im Netz. Der zunehmende Konkurrenzkampf treibt auch die Produktionskosten bei Netflix in die Höhe. Im laufenden Jahr will der Konzern 8 Milliarden Dollar US-Dollar für neue Inhalte ausgeben. Das wäre fast ein Drittel mehr als noch 2017. Netflix-Chef Reed Hastings hat dabei vor allem Wachstum im bevölkerungsreichen Indien im Blick.
DAS MACHT DIE AKTIE
Die dynamische Entwicklung von Netflix schlägt sich auch in einer fulminanten Börsenhistorie nieder. Zum Sprung aufs Parkett im Jahr 2002 kostete die Aktie - bereinigt um mehrere Kapitalmaßnahmen - 1,07 Dollar. Zuletzt kostete sie mehr als 400 Dollar, womit das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von fast 180 Milliarden Dollar vorweisen kann. Den Mediendino und bisherigen Branchenplatzhirsch Disney lässt der Newcomer damit inzwischen klar hinter sich.
Dieser Machtwechsel ist der unterschiedlichen Kursentwicklung vor allem seit Jahresbeginn geschuldet: Während sich der Wert der Netflix-Aktie bei immer neuen Rekordständen mehr als verdoppelt hat, steht bei Disney ein Rückgang von etwas mehr als zwei Prozent zu Buche.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN
Analysten bereitet die rasante Kursrally von Netflix keine Kopfschmerzen: Etliche von ihnen sehen für die Aktie immer noch viel Luft nach oben. Unter den von der US-Nachrichtenagentur Bloomberg beobachteten Experten dominieren seit der Vorlage der Quartalszahlen Mitte April die positiven Einschätzungen: 20 Kaufempfehlungen stehen 14 neutrale Einschätzungen gegenüber. Nur 3 Experten raten dazu, die Aktie abzustoßen.