Die Aktie von Wasserstoffunternehmen Nikola (NASDAQ:NKLA) (WKN: A2P4A9) war im letzten Jahr ein viel betrachtetes und diskutiertes Gut. Man kann sagen, dass das Jahr 2020 ein sehr wichtiges für die Entwicklung der Wasserstofftechnologie war. Wasserstoff beginnt allmählich das Interesse von Unternehmen und Politikern zu wecken. Vor allem Letzteres leistet meistens einen bedeutenden Beitrag dazu, dass eine Technologie (zwangsläufig) massenfähiger wird. Nikola feierte im letzten Jahr sein Börsendebüt und bot dabei ein regelrechtes Kursfeuerwerk.
Mittlerweile wird die Nikola-Aktie deutlich niedriger gehandelt – trotz anhaltenden Wasserstoffhypes an den Börsen. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als Innovator und behauptet, der Konkurrenz überlegene Technologie zu besitzen. Unter Betrachtung dieser Parameter denkt man eigentlich, dass die Aktie von Nikola weitaus teurer sein müsste. Wieso ist die Aktie also so stark gefallen? Lauert hier möglicherweise eine günstige Turnaround-Chance für langfristige Investoren? Zwei Fragen, die wir nachfolgend beantworten möchten.
Die Höhen und Tiefen der Nikola-Aktie Bereits mit der Art und Weise, wie Nikola an die Börse gegangen ist, sorgte das Unternehmen für Aufmerksamkeit. Der selbst ernannte Wasserstoffpionier fusionierte nämlich mit einem sogenannten Börsenmantel. Das ist ein Unternehmen, welches nur dafür gegründet wird, um später mit einem anderen Unternehmen zu fusionieren. Dadurch, dass der Börsenmantel bereits börsennotiert ist, erleichtert das den Weg für das fusionierende Unternehmen, ebenfalls an der Börse gelistet zu sein.
Schon vor dem Reverse-Merger sorgte Gründer und (ehemaliger) Executive Chairman Trevor Milton dafür, dass viele Augen auf sein Unternehmen gerichtet waren. Trevor Milton verstand es gut, Nikola gekonnt in Szene zu setzen. In Interviews und Tweets betonte er immer wieder, dass Nikola über herausragende Technologien verfügt. Nikola sei der Konkurrenz technologisch meilenweit voraus. Diese selbstgewisse Marketingstrategie führte zu einem spektakulären Börsendebüt. Die Nikola-Aktie schoss förmlich in die Höhe.
Es dauerte nicht lange, bis ein Shortseller-Bericht von Hindenburg Research veröffentlicht wurde. Die Verfasser dieses Berichts behaupteten, dass Trevor Milton ein „Meer aus Lügen“ rund um Nikola errichtet hätte. Das Unternehmen würde keine eigenen Technologien besitzen, sondern Teile zukaufen und angebliche Erfolge vorgaukeln. Der sehr kritische Bericht führte zu einem Kurssturz, von dem sich die Aktie bis heute nicht wirklich erholt hat.
Erklärungsversuche des Managements mit Verweis auf namhafte Partnerschaften mit Bosch und Iveco scheiterten. Sogar der Rücktritt von Trevor Milton konnte die Wogen nicht glätten.
Das Unternehmen sitzt auf der Strafbank Widersprüchliche Aussagen von Trevor Milton, der Shortseller-Bericht und auch weitere seltsame Ereignisse rund um Nikola haben das Vertrauen von Investoren in das Unternehmen beschädigt. Der selbsternannte Wasserstoffpionier, der noch kein Fahrzeug tatsächlich verkauft hat, sitzt auf der Strafbank.
Kunden verlieren das Vertrauen und stornieren Vorbestellungen. Sogar der große Deal mit US-Autobauer General Motors (NYSE:GM) platzte schlussendlich. Offenbar war das Management von GM nicht dazu bereit, mit Nikola Geschäfte zu machen, nachdem die Vorwürfe hinsichtlich Betrug und Irreführung von Hindenburg geäußert wurden. Das sind keine guten Aussichten für ein Unternehmen, das nicht wirklich Umsätze oder gar Gewinne erwirtschaftet.
Unterm Strich bleibt der Eindruck, dass Nikola (bisher) keine eigenen Technologien besitzt. Der Plan war es offenbar, als Vertriebs- und Marketingmaschine die Verkäufe zu generieren, während man die Produktion auslagert.
Nikola ist nicht die ideale Turnaround-Aktie für 2021 Ob sich Nikola jemals rehabilitieren kann und mit seinem Ansatz Erfolg hat, wird die Zeit zeigen. Ich für meinen Teil bin diesbezüglich skeptisch. Obwohl ich davon überzeugt bin, dass Wasserstoff in der Zukunft eine große Rolle spielen wird, glaube ich nicht an den aktuellen Nikola-Hype.
Für ein Unternehmen, das mit solchen Vorwürfen konfrontiert ist und keine Verkäufe erzielt, ist die Bewertung noch sehr hoch. Meiner Meinung nach ist Nikola daher kein geeigneter Turnaround-Kandidat für 2021, da zu den allgemeinen Unsicherheiten das Bewertungsrisiko hinzukommt.
Caio Reimertshofer besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2021