Obwohl Nordex (DE:NDXG) (WKN: A0D655) seit Jahren ein starker Wachstumswert ist, konnte die Aktie davon bisher nicht profitieren. Ein Grund dafür ist der harte Preiswettbewerb innerhalb der Branche. Vor allem chinesische Hersteller sind oft günstiger und dennoch profitabel.
Ohne den starken Mutterkonzern Acciona (MC:ANA) (WKN: 865629) und die häufigen Kapitalerhöhungen würde Nordex wahrscheinlich nicht mehr existieren. So bahnt sich auch im laufenden Geschäftsjahr ein weiterer hoher Millionen-Euro-Verlust an. Innerhalb der letzten vier Jahre (2018 bis 2021) hätte das Unternehmen somit nur Verluste geschrieben. Und auch 2017 gelang nur ein minimaler Gewinn.
Nordex mit starkem Auftragseingang Diese Situation kennt derzeit nur zwei Auswege. Entweder Nordex verliert trotz starker Auftragszahlen gegen den internationalen Wettbewerb oder dem Unternehmen gelingt die Ergebniswende.
Aktuell ist die Lage sicherlich so schlecht, wie sie nur sein kann. Innerhalb der ersten drei Quartale 2021 verbuchte Nordex einen Verlust von -103,7 Mio. Euro. Doch der Projekt-Auftragseingang legte weiterhin um 21,8 % auf 3.219 Mio. Euro zu. Auch zuletzt erhielt Nordex von Enerjisa Uretim aus der Türkei einen weiteren 68,4 Megawatt-Auftrag für einen Windpark in Zentralanatolien. Hinzu kommt ein 101-Megawatt-Auftrag aus Irland. Lediglich der Service-Auftragseingang sank um 11,5 % auf 422 Mio. Euro. Darüber hinaus stiegen die Umsätze in den ersten drei Quartalen 2021 gewohnt stark um 24,9 % auf 3.956 Mio. Euro.
Über eine Kapitalerhöhung konnte Nordex sein Bilanzbild aufbessern. So legte die Eigenkapitalquote von 17,5 auf 28,5 % und die Liquidität von 778,4 auf 871,2 Mio. Euro zu.
Wie eine Ergebniswende gelingen könnte Hauptursache für Nordex’ aktuell hohen Verlust sind die hohen Rohstoffpreise, die infolge der Zentralbank-Geldschwemme und der zwischenzeitlichen Stopp-and-Go-Wirtschaftspolitik anzogen. Hinzu kommen hohe Frachtpreise und Lieferkettenstörungen.
Doch diese Effekte sind wahrscheinlich vorübergehend, denn über eine Angebotsausdehnung könnten die Preise schon 2022 wieder sinken. Mit jedem Rückgang steigt wiederum das Nordex-Ergebnis, sodass durchaus auch Jahre mit einem 100-Mio.-Euro-Gewinn möglich sind. Sollte Nordex die aktuelle Situation überstehen, ist dieses Szenario sogar sehr wahrscheinlich.
Die Folge wäre ein deutlich höherer Aktienkurs. Eine weitere Voraussetzung dafür wäre eine Verkaufspreisstabilisierung oder -steigerung. Da China seine Subventionen für Windturbinenhersteller gesenkt hat, könnte Nordex davon profitieren. Doch die Konkurrenz drängt nun auch ins Ausland und sorgt so wieder für mehr Konkurrenz. Die Gewinnmargen bleiben deshalb wahrscheinlich auch zukünftig gering. Die Chancen für einzelne positive Jahre und eine Steigerung vom aktuellen Niveau aus stehen hingegen gut.
Besser als Nordex ist allerdings der aktuelle Marktführer Vestas (DE:VWSB) Wind Systems (WKN: A3CMNS). Er konnte trotz des Wettbewerbs und hoher Rohstoffpreise in den letzten Jahren hohe Gewinne erzielen.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
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