Frankfurt (Reuters) - Das viele billige Geld der EZB schiebt im Zusammenspiel mit der wirtschaftlichen Erholung die Kreditvergabe im Währungsraum an.
Geldhäuser in der Euro-Zone vergaben im Juli an Unternehmen 2,4 Prozent mehr Darlehen als vor Jahresfrist, wie die EZB am Montag in Frankfurt mitteilte. Im Juni lag der Anstieg noch bei 2,0 Prozent. Auch zu den privaten Haushalten findet die Geldflut langsam ihren Weg. Im Juli reichten Banken 2,6 Prozent mehr Kredite an Privathaushalte aus als ein Jahr zuvor. Bereits im Juni lag der Zuwachs in dieser Höhe.
Der konjunkturelle Aufschwung habe sich gefestigt. Damit wachse die Investitionsbereitschaft und der Finanzierungsbedarf der Unternehmen, kommentierte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner die Zahlen. "Da die Banken intensiven Wettbewerb verspüren, dürften die Kreditkonditionen auch im Falle steigender Nachfrage günstig bleiben," sagte der oberste Ökonom der staatlichen Förderbank. "Für eine geordnete Rückkehr zu einer normalen Geldpolitik ist dies eine gute Entwicklung."
Die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt schon seit längerem einen ultralockeren geldpolitischen Kurs. Mit einem Leitzins auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent will sie für günstige Finanzierungsbedingungen sorgen. Darüber hinaus erwerben die Währungshüter seit März 2015 massiv Staatsanleihen und andere Schuldenpapiere, um Banken zur stärkeren Vergabe von Krediten zu bewegen. Monatlich kaufen die EZB und die nationalen Euro-Notenbanken derzeit Titel im Volumen von 60 Milliarden Euro. EZB-Präsident Mario Draghi sieht die Notenbank allerdings wegen einer weiterhin schwachen Inflationsentwicklung noch nicht am Ziel. Die auf ein Volumen von 2,28 Billionen Euro angelegten Käufe laufen zum Jahresende aus. Der EZB-Rat will im Herbst über die Zukunft der Anleihenkäufe beraten.
Die von der Euro-Notenbank genau beobachtete Geldmenge M3 stieg im Juli um 4,5 Prozent nach einem Plus von 5,0 im Juni. Das ist der schwächste Anstieg seit Oktober 2016. Volkswirte hatten mit einem Zuwachs von 4,9 Prozent gerechnet. Zu M3 zählen neben Bargeld und Einlagen auf Girokonten auch Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen. Geldmengenwachstum und Inflation sind mittel- bis langfristig eng miteinander verbunden. Wächst die Geldmenge stark, signalisiert dies eine potenzielle Inflationsgefahr.