- von Alexandra Schwarz-Goerlich und Kirsti Knolle
Wien (Reuters) - Die Wiener Raiffeisen Bank International (RBI) ist im Zusammenhang mit Geldwäsche-Vorwürfen rund um die früheren litauische Bank Ukio Bankas ins Visier der Behörden geraten.
Bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien sei eine Anzeige gegen Unbekannt eingegangen, sagte eine Sprecherin der Behörde am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Vorwürfe würden nun geprüft und dann entschieden, ob eine Untersuchung eingeleitet werde, sagte sie. Die Raiffeisen Bank erklärte, dass sie die in verschiedenen Medien zuvor geäußerten Vorwürfe eines Verstoßes gegen Geldwäschegesetze ernst nehme und eine interne Untersuchung bezüglich der Geschäftsbeziehungen zur Ukio Bank eingeleitet habe.
Börsianer reagierten verschreckt und warfen die Aktien aus ihrem Depot. An der Wiener Börse stürzten die RBI-Papiere um bis zu 15 Prozent auf 18,90 Euro ab. Das ist der tiefste Stand seit zwei Jahren.
Zu Details wollte sich die RBI, die stark in Osteuropa aktiv ist, nicht äußern. "Da die Anzeige gegen Unbekannt erhoben wurde, liegen der RBI zum jetzigen Zeitpunkt weder die konkreten Beschuldigungen noch weitere Informationen zur Anzeige vor", hieß es in einer Stellungnahme. Ein Teil der Vorwürfe sei in der Vergangenheit schon Gegenstand intensiver behördlicher und gerichtlicher Untersuchungen gewesen, die nach eigenen Angaben der Bank gezeigt hatten, dass diese Vorwürfe unbegründet sind.
Die Recherche-Plattform "Addendum" und das österreichische Magazin "Profil" berichteten am Montagabend, dass die frühere RBI-Mutter Raiffeisen Zentralbank (RZB) - die vor zwei Jahren in die RBI fusioniert wurde - in Unterlagen rund um Geldwäsche-Vorwürfe bei der litauischen Bank genannt werde. "Addendum" und "Profil" beziehen sich auf Daten des internationalen Rechercheverbunds OCCRP (Organised Crime and Corruption Reporting Project), die von den Österreicher analysiert worden seien. Demnach sollen von 2005 bis 2013 mindestens 630 Millionen Dollar von Konten bei der Ukio auf Konten von Raiffeisen überwiesen worden sein.
Nicht hervor gehe aus den Datensätzen, welche konkreten Leistungen die RBI erbracht habe. "Addendum" verwies darauf, dass es sich auch um eine Tätigkeit als Korrespondenzbank handeln könnte. "Die analysierten Daten und Dokumente zeigen, das die Raiffeisen Zentralbank auch Offshore-Firmen, die mit Österreich augenscheinlich wenig zu tun hatten, eine Bankverbindung zur Verfügung stellte. Über diese wurden mitunter hohe Summen transferiert", schrieb "Addendum". Dies sei zwar nicht verboten, "es stellt sich jedoch die Frage, wer tatsächlich hinter bestimmten Transaktionen stand und wie sorgfältig die Hintergründe abgeklärt wurden", berichtete die Plattform.
Die RBI, die in insgesamt 13 Ländern tätig ist, zählt wie der österreichische Rivale Erste Group zu den größten Kreditgebern in Osteuropa. Der wichtigste Einzelmarkt ist für die RBI jedoch Russland.
Auch in anderen Ländern berichteten Medien über ein internationales Geldwäsche-Netzwerk, durch das Milliarden von Russland in den Westen geschleust worden sein sollen. Unter anderem werden die niederländischen Banken ABN Amro und ING in den Berichten genannt, ebenso die Rabobank und die US-Großbank Citigroup (NYSE:C). Auch über die Systeme der Deutschen Bank (DE:DBKGn) sollen Transaktionen abgewickelt worden sein. Das größte deutsche Institut betonte auf Anfrage, es sei lediglich als Korrespondenzbank für andere Geldhäuser tätig gewesen und arbeite in dem Fall, wie auch sonst, mit Behörden und Regulatoren weltweit zusammen.