Viele Faktoren belasten derzeit die deutschen Privatbanken. Insbesondere die Deutsche Bank (DE:DBKGn) (WKN: 514000), unser früheres Aushängeschild, wirkt angeschlagen. Seit den Jahren 2008 und 2009 gehört sie, wie auch viele andere Finanzinstitute, zu den Verlierern an der Börse. Die damalige Finanzkrise hat bis heute ihre Spuren hinterlassen und lässt die Bank nicht zur Ruhe kommen.
Auch die Aktie der Deutschen Bank spiegelt dies eindrucksvoll wider. Angetrieben von schlechten Nachrichten, kennt sie seit Jahren nur den Weg nach unten. Und gerade in den letzten Monaten hat sich der Kursverfall noch einmal beschleunigt. Im Moment grassiert an den Märkten auch noch die Angst vor einer neuen Staatsschuldenkrise. Denn in Italien spitzt sich die Lage aufgrund der hohen Schulden des Landes weiter zu.
Also nicht gerade Traumbedingungen für die Deutsche Bank. Doch das Finanzinstitut will sich jetzt durch interne Veränderungen besser positionieren. Dafür wird es aber wohl sein Renditeziel für dieses Jahr aufgeben müssen. Werfen wir also einmal einen Foolishen Blick auf die aktuellen Meldungen.
Wie ist die aktuelle Lage? Bei der Deutschen Bank wird aufs Tempo gedrückt. Schon im Juli will man den Investoren die Pläne für tief greifende Reformen präsentieren. Doch vermutlich wird sich die Bank bei dieser Gelegenheit auch von ihrem Renditeziel verabschieden. Das Institut hatte für dieses Jahr 4 % Rendite auf das materielle Eigenkapital angestrebt.
Doch die Analysten waren ohnehin skeptisch, ob die Deutsche Bank ihr Versprechen erfüllen kann. Im Schnitt wird jetzt für dieses Jahr von den Experten lediglich mit einer Eigenkapitalrendite von 1,7 % gerechnet. Für 2020 wird eine Rendite von 2,6 % und für 2021 von 3,4 % für möglich gehalten. Also deutlich weniger, als die Bank für Ende dieses Jahres zugesagt hatte.
Was soll sich ändern? Schon im Mai auf der Hauptversammlung hatte Konzernchef Christian Sewing ja „harte Einschnitte“ angekündigt. Vor allem im Investmentbanking solle es Veränderungen geben. Jetzt wird langsam deutlich, wie er sich die Zukunft der größten deutschen Privatbank vorstellt. In Finanzkreisen heißt es, dass sich die Deutsche Bank im Zuge ihrer Restrukturierung aus mehreren Geschäftsfeldern zurückzieht. Und Vermögenswerte, die nicht länger zum Kerngeschäft gehören, will man in eine Abwicklungseinheit auslagern.
Es soll also eine Bad Bank gegründet werden. Hauptsächlich lang laufende Derivate sollen wohl in diese ausgelagert werden. Denn sie gelten lange schon als Altlast. Vielfach wurden potenzielle Gewinne aus diesen Geschäften nämlich direkt nach dem Geschäftsabschluss verbucht. Doch die restliche Laufzeit binden diese Geschäfte Kapital und damit wird die Profitabilität belastet. Bis zu 50 Mrd. Euro an risikogewichteten Aktiva könnten allerdings so ausgelagert werden.
Weiter wurde bekannt, die Deutsche Bank wolle ihre Aktienhandels- und Zinshandelsgeschäfte außerhalb Europas möglicherweise sogar komplett schließen. Vor allem das US-Aktiengeschäft und das Aktiengeschäft in Japan seien davon betroffen, heißt es aus Finanzkreisen. Doch hier ist noch nichts in trockenen Tüchern. Denn darüber, worauf das Geldhaus alles verzichten will, steht die endgültige Entscheidung noch aus.
Im Zuge des Umbaus will die Bank jetzt auch noch mehr Stellen abbauen als bislang geplant. Bis Ende des Jahres soll die Zahl der Mitarbeiter unter 90.000 Vollzeitjobs sinken. Damit geht der Jobabbau über das von Chef Sewing kommunizierte Maß hinaus.
Wie reagierte die Aktie? Die neuesten Meldungen konnten die Aktie der Deutschen Bank nicht wirklich stimulieren. Sie machte zwar im Tagesverlauf einen kurzen Sprung nach oben, doch ihr Xetra-Schlusskurs lag mit 6,11 Euro (17.06.2019) nur 1,36 % höher als am vorherigen Handelstag.
Betrachtet man einmal den letzten Fünfjahreszeitraum, wird deutlich, wie schlecht es um die Deutsche-Bank-Aktie bestellt ist. Sie hat in diesem Zeitraum 74,94 % ihres Wertes verloren. Da steht die Commerzbank (DE:CBKG) (WKN: CBK100) immerhin noch ein wenig besser da. Sie hat im selben Zeitraum nur 50,05 % Wertverlust hinnehmen müssen.
Andre Kulpa besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2019