Investing.com - Der Countdown für das Robinhood (NASDAQ:HOOD) IPO ist nicht mehr zu stoppen und Jim Cramer von CNBC ist sich sicher: "Es wird ein Waterloo geben..."
Wer damals im Geschichtsunterricht aufgepasst hat, der weiß, was am 18. Juni 1815 bei Waterloo geschah. Es war die Schlacht, in der Napoleons Truppen kläglich versagten und die das Ende der napoleonischen Ära einläutete.
So etwas Ähnliches droht uns auch nächste Woche - das Ende einer Ära - wenn die aufstrebende Trading-App den Schritt an die Börse wagt. Knackpunkt ist, dass in der Vergangenheit ein IPO institutionellen Investoren und vermögenden Privatpersonen vorbehalten war. Robinhood hat sich jedoch in den Kopf gesetzt, mindestens ein Fünftel der Aktien an die eigene Community auszugeben.
In dem Artikel "Robinhood Aktie: Top oder Flop?", sind wir bereits darauf eingegangen, was diese Entscheidung des Managements bedeutet.
Jim Cramer geht noch einen Schritt weiter: "Was passiert, wenn Robinhood negativ in den Handel startet? Werden die eigenen Kunden dann noch mehr kaufen? Ich gehe davon aus, dass sie in solch einem Szenario verkaufen werden... Somit dürfte das Robinhood IPO zu einem echten Intelligenztest für diesen Teil des Marktes werden."
Was Robinhood mit seinem Vorgehen beim Gang an die Börse versucht, ist wie ein Spiel mit dem Feuer. Ein Spiel, bei dem sich bestimmt jemand die Finger verbrennt. Aber wer?
Jim Cramer kann jedenfalls nicht gutheißen, was Robinhood-CEO Vlad Tennev vorhat, und sagt: "Vlad bricht alle Regeln, Regeln, die aus einem guten Grund gelten. Er drückt einer ganzen Menge von Leuten Aktien in die Hand, die noch nicht mal wissen, was sie damit anstellen sollen... Halten sie ihre AMC-Aktien (NYSE:AMC)? Werden sie weiter an ihren GameStop-Aktien (NYSE:GME) festhalten? Kaufen sie auch weiterhin überteuerte Aktien, die keine 3 Dollar wert sind?"
Ich persönlich bin ein bisschen hin- und hergerissen, wenn es um den Wert einer Aktie geht. Es macht wohl mehr Sinn von einer Bewertung in Abhängigkeit von Angebot und Nachfrage zu sprechen. Einem Betrag, der sich wiederum daraus ergibt, für wie viel Käufer bereit sind, ein Wertpapier zu kaufen oder zu verkaufen.
Wenn Hedgefonds ohne Herz und Seele der Meinung sind, eine Aktie wie GameStop oder AMC - aus welchen Gründen auch immer - shorten zu müssen, oder sich über Darkpools (die nicht per se etwas Schlechtes sind) organisieren, dann ist ihr primäres Ziel sicher nicht, exakt den von ihnen selbst ermittelten fundamentalen Wert der Aktie zu erreichen. Denn wenn sich Shortseller mit einem ganzen Katalog von Behauptungen über ein Unternehmen an die Presse wenden, dann haben sie wohl kaum das Gemeinwohl und den "realen" Wert einer Aktie zum Ziel. Hier geht es lediglich um den größtmöglichen Kursrutsch, der eine schöne Stange Geld verspricht, und das möglichst in kürzester Zeit.
Daher kann ich es der Reddit-Armee auch nicht verübeln, wenn man auf fundamentale Belange pfeift und die Preise wie bei der Tulpenmanie in den 1630er Jahren immer weiter in die Höhe treibt. Und dennoch bleibt es ein Spiel mit dem Feuer, bei dem sich letztendlich diejenigen gehörig die Finger verbrennen, die ohne Sinn und Verstand handeln.
von Marco Oehrl