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ROUNDUP 2: Eon übertrifft Erwartungen 2021 - Zurückhaltend für laufendes Jahr

Veröffentlicht am 16.03.2022, 14:28
EONGn
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(neu: Aktienkurs aktualisiert, Aussagen Pressekonferenz.)

ESSEN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern Eon (DE:EONGn) erwartet im operativen Geschäft 2022 einen Gewinnrückgang. Dafür dürfte vor allem der Wegfall der Kernenergie verantwortlich sein. In erster Linie solle das Ergebnis durch ein signifikantes Wachstum aus eigener Kraft im Kerngeschäft erreicht werden, sagte Finanzchef Marc Spieker bei der Vorlage der Geschäftszahlen für 2021 am Mittwoch in Essen. Mögliche Veräußerungen und Zukäufe sind in der Prognose jedoch nicht enthalten, ebenso wie die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs. Im vergangenen Jahr übertraf Eon sowohl die eigenen Erwartungen als auch diejenigen der Analysten.

Der Kurs der Eon-Aktie lag am Mittwoch gegen Mittag noch knapp ein Prozent im Plus bei 10,94 Euro. "Insgesamt sehen wir die Ergebnisse als ermutigend an", schrieb Experte John Musk von der Bank RBC. Das gelte auch für die Prognosen des Managements. So hätten Investoren zuletzt befürchtet, dass die hohen Rohstoffpreise auf die Marge im Privatkundengeschäft drücken.

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) soll 2022 zwischen 7,6 und 7,8 Milliarden Euro liegen. Das wären selbst im besten Fall 100 Millionen weniger als 2021. Analysten hatten im Durchschnitt etwa das untere Ende der Spanne auf dem Zettel. Ausgeklammert sind bei der Prognose mögliche Zu- und Verkäufe. So will Eon nun strategische Optionen für sein Fernwärmegeschäft in Norrköping und Örebro in Schweden prüfen. Dazu zählt auch ein möglicher Verkauf. Der Rest des Fernwärmegeschäfts sei nicht Teil dieser Prüfung, hieß es am Mittwoch. Außerdem lotet der Konzern Chancen aus, einen Co-Investor für das Breitband-Infrastrukturgeschäft seiner Tochter Westenergie hereinzuholen.

Eon hatte vergangenen November Veräußerungen im Wert von 2 bis 4 Milliarden Euro angekündigt, um das Geschäftswachstum bis zum Jahr 2026 zu finanzieren. Von den geplanten Investitionen in Höhe von 27 Milliarden Euro bis 2026 soll rund ein Fünftel in diesem Jahr getätigt werden.

Für den bereinigten Konzernüberschuss peilt Spieker im laufenden Jahr eine Spanne von 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro an. Damit würde Eon höchstens das Ergebnis von 2021 erreichen. Die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf den Konzern seien derzeit jedoch nicht vollständig abzuschätzen, hieß es.

Der Dax-Konzern ist in Russland nicht direkt exponiert. Und von den europäischen Ablegern russischer Handelsgesellschaften bezieht Eon laut Unternehmenschef Leonhard Birnbaum Gas im "niedrigen einstelligen Prozentbereich" des Beschaffungsportfolios. Der Einkauf neuer Mengen sei seit Kriegsbeginn gestoppt. Die Eon-Führung sieht stattdessen vor allem Risiken für die Rohstoffmärkte und damit einhergehende Kredit- und Liquiditätsrisiken sowie Bewertungsrisiken bei Kapitalanlagen. Dazu zählt bei dem Essener Konzern auch die Beteiligung an der Nord Stream AG.

Eon ist mit 15,5 Prozent an der Pipeline Nord Stream 1 beteiligt und profitiert bisher von Zinserträgen auf das investierte Kapital. Die Beteiligung ist ein Baustein des Pensionsvermögens. Birnbaum schloss einen Abbau der Beteiligung zum jetzigen Zeitpunkt in einer Telefonkonferenz mit Journalisten am Mittwoch aus.

Er verurteilte den Angriff Russlands auf die Ukraine, mahnte aber: "Wir müssen auch die Bezahlbarkeit von Energie garantieren. Für Haushalte ebenso wie für die Industrie." Hier gebe es keine einfachen Lösungen. Wenn der Industrie- und Wirtschaftsstandort nicht gefährdet werden solle, dürfe man sich keine moralisch überhöhten Positionen leisten. Die von der Politik zuletzt wiederholt ins Spiel gebrachte Laufzeitverlängerung verbliebener Atomkraftwerke ist für Eon aber weiter kein Thema.

Die Bundesregierung habe nach einer vernünftigen Diskussion beschlossen, dass sie darauf nicht zurückkommen wolle, sagte Birnbaum am Mittwoch. "Damit ist die Sache für uns erledigt." Die Eon-Tochter Preussenelektra betreibt eines der drei letzten deutschen Atomkraftwerke. Sie sollen zum Jahresende endgültig vom Netz gehen.

Vor dem Hintergrund des Kriegs haben auch die Energiepreise auf dem sowieso schon hohen Niveau in den vergangenen Wochen nochmal verstärkt angezogen. Im laufenden Jahr sei man nahezu komplett abgesichert, sagte Birnbaum auf Nachfrage. Es gebe allerdings eine kleine Restmenge, die nicht abgesichert sei. Ob die darauf möglicherweise folgenden Kosten dann schon in diesem Jahr an die Endkunden weitergegeben werden, ließ er offen. Energiekonzerne sichern sich gegen schwankende Marktpreise ab, indem sie Strommengen zu verschiedenen Zeitpunkten einkaufen und gleichzeitig ihre Preiskonditionen häufig mehrere Monate bis Jahre im Voraus festlegen.

Ganz generell rechnet Birnbaum aber mit höheren Preisen für Strom und Gas. "Wenn wir dauerhaft ein deutlich höheres Niveau als in der Vergangenheit sehen, dann wird das irgendwann auch auf die Kunden durchschlagen müssen. Es ist völlig unmöglich, die Kunden davor zu schützen." Die Belastung müsse aber in einem vertretbaren Rahmen geschehen. Birnbaum sprach sich in diesem Zusammenhang für eine Senkung von Steuern und Abgaben vor allem auf Strom, aber auch auf Gas aus.

Die zum 1. Juli beschlossene Aussetzung der EEG-Umlage werde Eon "selbstverständlich" umsetzen. Wie hoch die Erhöhung ausfallen wird, könne man noch nicht sagen. Birnbaum betonte, dass Eon aufgrund der Absicherung bei der Beschaffung die Erhöhungen nur schrittweise mit der Zeit weitergeben müsse.

Im zweiten Halbjahr 2021 seien die Auswirkungen der Energiepreise auf das Ergebnis von Eon überschaubar gewesen, hieß es am Mittwoch. Im Energienetzgeschäft führten jedoch höhere Kosten für Netzverluste zum Beispiel in Schweden zu einer vorübergehenden Belastung. Diese wird laut Eon jedoch durch Regulierungsmechanismen in den betroffenen Ländern über mehrere Jahre hinweg wieder aufgeholt werden.

Im sogenannten Kundenlösungsgeschäft stellt Eon die Lieferung von Energie sowie ganzheitliche Konzepte für Städte und Industrie bereit. Dank der konservativen Einkaufspolitik des Konzerns habe sich die außergewöhnliche Entwicklung an den Rohstoffmärkten nur leicht negativ auf das Ergebnis ausgewirkt.

Im vergangenen Jahr steigerte Eon den bereinigten operativen Gewinn um rund 1 Milliarde auf 7,9 Milliarden Euro. Während das Ergebnis im Segment Energienetze im Vergleich zu 2020 knapp 4 Prozent einbüßte, legte der Bereich Kundenlösungen um fast die Hälfte zu, unter anderem wegen der Umstrukturierung des britischen Geschäfts. Zusammen ergeben die beiden Segmente das Kerngeschäft von Eon und machen fast 80 Prozent des Konzerngeschäfts aus.

Aber auch das Nicht-Kerngeschäft steigerte den operativen Gewinn um über 75 Prozent. Dazu zählt bei Eon der Rückbau der deutschen Kernkraftwerke, die von der Einheit Preussenelektra gesteuert werden, sowie das Erzeugungsgeschäft in der Türkei. Hier trug laut Eon eine besonders hohe Auslastung der Kraftwerke und das aktuelle Preisniveau auf der Absatzseite insbesondere im vierten Quartal bei.

Der Konzernumsatz wuchs auch wegen der hohen Energiepreise auf Jahressicht um 27 Prozent auf knapp 77,4 Milliarden Euro. Das bereinigte Konzernergebnis erreichte 2,5 Milliarden Euro, mehr als anderthalbmal so viel wie 2020. Die Aktionäre sollen nun eine Dividende von 0,49 Euro je Anteil bekommen. Das sind 2 Cent mehr als 2020. Eon bestätigte seine Dividendenstrategie, die ein Wachstum von bis zu 5 Prozent pro Jahr bis 2026 vorsieht.

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