(neu: Cevian-Deutschland-Chef gewählt)
BOCHUM (dpa-AFX) - Nach der Rückkehr in die Gewinnzone will der Industriekonzern ThyssenKrupp (XETRA:TKAG) mehr. "Die Wende ist noch nicht geschafft", sagte der Vorstandschef Heinrich Hiesinger am Freitag bei der Hauptversammlung in Bochum. Dafür müssten die laufenden Geschäfte nachhaltig mehr Geld in die Kasse spülen. In den vergangenen Jahren hatte ThyssenKrupp stets mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Auch 2014 hätte der Konzern ohne die Erlöse aus Unternehmensverkäufen wieder Geld verbrannt. An der Börse kamen die ehrgeizigen Aussagen gut an. Die ThyssenKrupp-Aktie legte als einer der wenigen Dax-Titel zu. Vor der Versammlungshalle demonstrierten Vertreter der IG Metall gegen den schwedischen Finanzinvestor Cevian, dessen Deutschland-Chef Jens Tischendorf anschließend dennoch mit über 99 Prozent Zustimmung in den Aufsichtsrat gewählt wurde. Die Beteiligungsgesellschaft hat sich in den vergangenen anderthalb Jahren gut 15 Prozent der Anteile an ThyssenKrupp gesichert. Cevian gilt als Investor, der sich aktiv in die Geschäftspolitik bei seinen Beteiligungen einmischt, um den Börsenwert nach oben zu treiben. Mitarbeitervertreter sehen in dem Investor eine "Heuschrecke", der eine Zerschlagung von ThyssenKrupp vorantreiben könnte. Vor allem Stahlarbeiter machen sich Sorgen. Vorstandschef Hiesinger versucht einer möglichen Aufspaltung des Konzerns entgegenzuwirken, indem er die einzelnen Konzernteile enger verbindet. "Wir sehen heute schon an vielen Stellen, dass dieser Verbund mehr Wert schafft, als es die Einzelteile in Summe jemals könnten." Zugleich schloss er nicht aus, dass es dabei Verkäufe einzelner Randgeschäfte geben könnte. "Aktives Portfoliomanagement" gehöre zum Konzernalltag. Unter anderem sucht der Konzern einen Käufer für die Edelstahlsparte VDM. Beschlüsse gebe es aber noch nicht, sagte Hiesinger. Keine Gespräche gebe es derzeit über einen Verkauf des zuletzt erfolgreichen U-Boot-Baus. "Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte der Manager, dessen Vertrag erst kürzlich bis 2020 verlängert worden war. Nach drei Jahren mit Milliarden-Verlusten hatte sich ThyssenKrupp im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr wieder in die schwarzen Zahlen gekämpft. Unter dem Strich standen 210 Millionen Euro Überschuss nach einem Fehlbetrag von 1,4 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Der Konzern hatte lange unter Fehlinvestitionen in neue Stahlwerke sowie Abschreibungen auf das Edelstahlgeschäft gelitten, zeitweise stand sogar die Existenz auf der Kippe.