MÜNCHEN/STUTTGART (dpa-AFX) - Die Talfahrt auf Brasiliens Lastwagen-Markt macht den Lkw-Herstellern zu schaffen. Während Daimlers (XETRA:DAIGn) Trucksparte die Flaute noch durch ein starkes US-Geschäft ausgleichen kann, zog Brasilien den Konkurrenten MAN (XETRA:MANG) in die roten Zahlen. Weil sich die Verkaufszahlen in Südamerikas größter Volkswirtschaft im ersten Quartal halbierten, fuhr die VW-Tochter (XETRA:VOW3) unter dem Strich 12 Millionen Euro Verlust ein, wie sie am Dienstag mitteilte. Vor einem Jahr hatte MAN noch 25 Millionen Euro verdient.
Immerhin konnten bessere Geschäfte in Europa den Konzernumsatz etwa stabil halten. Er ging nur um zwei Prozent auf 3,1 Milliarden Euro zurück. Auf Jahressicht rechnet MAN weiter mit Erlösen auf dem Niveau von 2014 und einem ebenfalls stabilen operativen Gewinn.
Besonders in Brasilien ist das Geschäftsklima angesichts der schrumpfenden Wirtschaft stark abgekühlt. Weil die Regierung außerdem einen Sparkurs eingeschlagen hat, sind Staatshilfen beim Lkw-Kauf nicht mehr so attraktiv. Dadurch brachen auch die Neubestellungen bei MAN in Südamerika um die Hälfte ein. Daimler meldete für die ersten drei Monate rund 70 Prozent Rückgang.
MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen hofft zwar auf eine leichte Erholung im zweiten Halbjahr - musste vor Ort aber schon kräftig an den Stellschrauben drehen. "Wir haben scharfe Maßnahmen durchgeführt", sagte er am Dienstag. In der lokalen Produktion seien die Kosten um 30 Prozent gedrückt worden. Außerdem hob MAN die Preise zum Jahresbeginn um fünf Prozent an - sonst wäre der Verlust des Südamerika-Geschäfts noch deutlich höher ausgefallen.
Auch Daimlers Finanzchef Bodo Uebber denkt trotz seiner langfristigen Hoffnungen in den Markt schon über Sparmaßnahmen in Brasilien nach. Wenn notwendig, werde Daimler seine Kapazitäten vor Ort weiter drosseln - sprich: die Produktion zurückfahren und womöglich auch weiteres Personal abbauen. Für dieses Jahr rechnet Daimler mit einem Marktrückgang in Brasilien von 30 Prozent, Konkurrent Volvo (FSE:VOL1)
Bei dem schwedischen Hersteller brachen die Neubestellungen im ersten Quartal um zwei Drittel ein, der Lokalrivale Scania (SSE:SCV) (FSE:SNAB) - die zweite VW-Tochter im Lkw-Segment - musste ähnlich hohe Abschläge verzeichnen. Die MAN-Schwestermarke hat ebenfalls kein USA-Geschäft, um die Rückgänge auszugleichen. Immerhin erholt sich der europäische Markt inzwischen kräftiger als erwartet: Im März stieg der Absatz schwerer Lastwagen über 16 Tonnen nach Angaben des Branchenverbandes Acea vom Dienstag um mehr als ein Viertel. Allerdings war auch der russische Markt in den ersten drei Monaten dramatisch eingebrochen.