BERLIN (dpa-AFX) - Der Online-Modehändler Zalando (XETRA:ZALG) investiert kräftig in sein zukünftiges Wachstum. Rund 200 Millionen Euro sollen 2016 etwa in den Bau neuer Logistikzentren oder die Weiterentwicklung von Technologie fließen, kündigte Zalando am Dienstag an. Dies ist beinah dreimal soviel wie im Vorjahr. Im zweiten Jahr nach seinem Börsengang schraubt der MDax-Konzern seine Bemühungen, noch mehr Kunden schneller beliefern zu können, weiter nach oben - auch wenn dies zu Lasten der Profitabilität geht.
Zalando verspricht sich im laufenden Jahr bis zu 25 Prozent mehr Umsatz. Allerdings könnte die operative Marge im schlimmsten Fall zurückgehen. 3 bis 4,5 Prozent stellt das Berliner Unternehmen bei dieser Kennziffer, die den Anteil des operativen Ergebnisses am Umsatz angibt, in Aussicht. 2015 sank die Marge bereits geringfügig auf 3,6 Prozent. An der Börse sorgte der Ausblick zunächst für Verunsicherung. Die Aktie rutschte im frühen Handel an das MDax-Ende, arbeitete sich dann aber in die Gewinnzone vor und gewann zuletzt 2 Prozent auf 29,39 Euro.
"2015 war ein extrem erfolgreiches Jahr und wir haben noch große Chancen vor uns", sagte Zalando-Vorstand Rubin Ritter. Zalando habe derzeit einen Marktanteil von einem Prozent am europäische Modemarkt. Ritter sieht da noch Luft nach oben. Fünf Prozent Marktanteil oder mehr hält er für möglich.
Die Ankündigung von Internet-Schwergewicht Amazon(NASDAQ:AMZN) (XETRA:AMZn), künftig auch eigene Modemarken anzubieten, beunruhigt den Zalando-Vorstand nach eigener Aussage hingegen nicht. Der Markt sei groß genug, meinte er. Darüber hinaus wisse Zalando genau, wie dieser Industriezweig funktioniere. "Mode verkauft man anders als beispielsweise Bücher oder DVDs."
2015 stieg der Umsatz wie bereits berichtet um ein Drittel auf rund 3 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) legte um 31 Prozent auf 107,5 Millionen Euro zu, und unter dem Strich verdiente Zalando mit 121,5 Millionen Euro mehr als zweieinhalbmal soviel wie im Vorjahr. Die Zahl der aktiven Kunden, die in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal bei Zalando bestellt haben, verbesserte sich um mehr als ein Fünftel.
Zalando hatte im vergangenen Jahr sein Geschäft kräftig ausgebaut. Der Konzern entwickelte beispielsweise eine digitale Einkaufsberatung, stemmte einige Zukäufe und startete die Zulieferung noch am Bestelltag. In Dublin und Helsinki entstanden Technologiezentren, zudem nahm der Konzern neue Logistikstandorte in Süddeutschland und Italien in Angriff. Die Planung eines weiteren Logistikstandorts zieht Zalando vor, was auch ein Grund dafür ist, weshalb die Investitionen in diesem Jahr höher ausfallen.
Neuerungen wird es auch an der Spitze des Zalando-Aufsichtsrats geben. Der Hauptversammlung, die Ende Mai tagt, wird der frühere Axel-Springer-Finanzchef Lothar Lanz zur Wahl vorgeschlagen. Er soll Cristina Stenbeck ersetzen, die sich dann aus dem Gremium zurückzieht.