FRANKFURT (dpa-AFX) - Wachsender Zeitdruck für eine Einigung im griechischen Schuldenstreit hat den Dax (DAX) am Donnerstag etwas ausgebremst. "Den meisten dürfte klar sein, dass wir einen Deal erst in allerletzter Minute bekommen werden", sagte ein Börsianer, der aber weiter von einem Einlenken der Athener Regierung ausgeht. In der Europäischen Zentralbank (EZB) wird einem Zeitungsbericht zufolge über Kapitalverkehrskontrollen in Griechenland diskutiert, um die erheblichen Abflüsse bei den dortigen Banken zu stoppen.
Der Dax (DAX) stand nach anfangs deutlicheren Verlusten zuletzt noch 0,24 Prozent tiefer bei 10 934,71 Punkten. Zur Wochenmitte hatte die Hoffnung auf eine Einigung im Schuldenstreit dem Leitindex noch Gewinne beschert. Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte sank am Donnerstagvormittag um 0,13 Prozent auf 19 474,02 Punkte, während der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) 0,21 Prozent auf 1532,00 Punkte verlor. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) fiel um 0,28 Prozent auf 3456,21 Punkte zurück.
KEIN RÜCKENWIND VON VORGABEN AUS ÜBERSEE
Griechenland will im Laufe des Tages bei der Eurogruppe eine Verlängerung der finanziellen Hilfen beantragen. Offen bleibt die wichtigste Frage: Ist die neue Athener Regierung bereit, im Gegenzug für Hilfskredite die Auflagen der internationalen Geldgeber zu akzeptieren? Ohne ein Einlenken sind die Europartner nicht zu Zugeständnissen an Athen bereit. Die Zeit wird knapp, denn am 28. Februar läuft das aktuelle Hilfsprogramm der Europäer aus. Ohne Verlängerung droht Griechenland die Pleite, zumal dann auch die Europäische Zentralbank (EZB) den Geldhahn zudrehen könnte.
Von den Übersee-Börsen bekam der Dax keinen spürbaren Rückenwind: Während der japanische Nikkei-225-Index (FX1:N225) auf einen neuen Höchststand seit dem Jahr 2000 kletterte, gab der Future auf den US-Leitindex Dow Jones Industrial (Dow 30) seit dem Xetra-Schluss am Vortag moderat nach.
In den USA hatten schwache Konjunkturdaten am Vortag etwas auf die Stimmung gedrückt. Signale der US-Notenbank Fed auf eine möglicherweise spätere Zinswende gerieten fast in den Hintergrund. Im heutigen Handelsverlauf richten sich die Blicke der Anleger zudem auf das EZB-Protokoll zur geldpolitischen Entscheidung vom 22. Januar sowie auf US-Konjunkturdaten.
DEUTSCHE BÖRSE ENTTÄUSCHT - RHEINMETALL PROFITIERT VON ZAHLEN
Bei Einzelwerten sorgten vor allem Geschäftszahlen für Bewegung. Die Aktien der Deutschen Börse (XETRA:DB1Gn) gaben im Dax um überdurchschnittliche 0,54 Prozent nach, obwohl der Börsenbetreiber seine Durststrecke 2014 beendet hatte. Der Börsenbetreiber profitierte von den Schwankungen an den globalen Finanzmärkten, die die Geschäfte an seinen Handelsplätzen belebt hatte. Für das laufende Jahr ist der Vorstand trotz eines starken Handels im Januar aber vorsichtig. Er habe mit mehr gerechnet, monierte ein Experte. Die Resultate seien gemischt ausgefallen und der Ausblick insbesondere auf der Kostenseite habe enttäuscht.
Dagegen setzten sich die Rheinmetall-Titel (XETRA:RHMG) mit plus 4,18 Prozent an die MDax-Spitze. Die guten Geschäfte mit der Autoindustrie retteten dem Zulieferer und Rüstungskonzern 2014 die Bilanz. Rheinmetall habe die nach dem dritten Quartal gesenkten Erwartungen knapp übertroffen, schrieb Analyst Markus Turnwald von der DZ Bank. Die Autozuliefersparte habe gut abgeschnitten und das Rüstungsgeschäft verzeichne einen hohen Auftragseingang. Dies sollte dem Unternehmen helfen, Vertrauen zurückzugewinnen. Commerzbank-Analyst Sebastian Growe hob den besser als erwartet ausgefallenen operativen Konzerngewinn hervor.
GEWINNMITNAHMEN BEI DIALOG - TOM TAILOR UND TAKKT STARK
Am TecDax-Ende büßten die Papiere von Dialog Semiconductor (ETR:DLG) ungeachtet guter Zahlen 2,98 Prozent ein. Der Halbleiterhersteller zollte damit der zuletzt guten Aktienkursentwicklung Tribut. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) sei im Schlussquartal 2014 stark gewesen, schrieb Commerzbank-Analyst Thomas Becker. Die Unternehmensaussagen für das erste Quartal sowie das Gesamtjahr 2015 spiegelten aber offenbar eine gewisse Vorsicht des Managements wider.
Im SDax (SDAX) der geringer kapitalisierten Unternehmen schafften Tom Tailor (XETRA:TTIGn) Gewinne von 2,74 Prozent. Der Modekonzern war Ende vergangenen Jahres mit einem bereinigten Jahresüberschuss in die Gewinnzone zurückgekehrt. Ein Analyst lobte die vielversprechende Barmittel-Entwicklung. Beim Büroausstatter Takkt (XETRA:TTKG) konnten sich die Aktionäre über Kursgewinne von 2,60 Prozent freuen, was ein Beobachter auf etwas über den Erwartungen liegende Jahreszahlen zurückführte.