FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat zum Ende einer bisher rabenschwarzen Woche zunächst weiter nachgegeben. Vor dem wichtigen US-Arbeitsmarktbericht am Nachmittag hielt sich am Freitag die Bereitschaft zu einer klaren Positionierung in Grenzen.
Der Dax (DAX) lag eine Dreiviertelstunde nach dem Börsenstart 0,53 Prozent tiefer bei 9343,48 Punkten. Damit zeichnet sich für die erste Februar-Woche ein Verlust von knapp 5 Prozent für den deutschen Leitindex ab - am Vortag war er zeitweise auf den tiefsten Stand seit Ende 2014 abgerutscht. Noch düsterer sieht die aktuelle Bilanz von minus 13 Prozent für das noch junge Börsenjahr 2016 aus.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen verlor zuletzt 0,17 Prozent auf 18 823,51 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) sank um 0,64 Prozent auf 1617,50 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es um 0,27 Prozent auf 2897,43 Punkte bergab.
WARTEN AUF US-ARBEITSMARKTBERICHT
Neben durchwachsenen Konjunkturdaten hatte insbesondere der jüngste Höhenflug des Eurokurses im Vergleich zum US-Dollar den Aktienmarkt belastet. Die Gemeinschaftswährung erklomm tags zuvor mit 1,1239 US-Dollar den höchsten Stand seit drei Monaten und bröckelte seither nur etwas ab. Ein starker Euro dämpft die Exportaussichten der deutschen Industrie. Der Dollar war unter Druck geraten, da immer weniger Experten mit weiteren Zinsschritten der US-Notenbank Fed im laufenden Jahr rechnen.
Entsprechend genau werden Börsianer auf den US-Arbeitsmarktbericht schauen, da sich die Fed bei ihrer Zinspolitik auch stark an der Beschäftigungsentwicklung orientiert. Es bräuchte laut Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK schon außergewöhnlich gute Daten, damit die Börsianer einer baldigen Zinserhöhung wieder eine höhere Wahrscheinlichkeit einräumen.
SCHWACHE DEUTSCHE DATEN - STAHLTITEL UNTER DRUCK
Bereits am Morgen standen schwache deutsche Konjunkturdaten im Fokus: Das Verarbeitende Gewerbe hat im Dezember weniger Aufträge erhalten als erwartet. Im November war die Zahl noch klar gestiegen.
Zu den größten Verlierern am hiesigen Aktienmarkt gehörten Thyssenkrupp (XETRA:TKAG) und Salzgitter (XETRA:SZGG), die 3,14 beziehungsweise 4,85 Prozent einbüßten. Börsianer sahen schlechte Nachrichten eines Konkurrenten als Belastung, erinnerten aber auch daran, dass die beiden deutschen Stahltitel vortags zu den Favoriten der Anleger gehört hatten. Der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal (ASX:MT) (FSE:ISPA) streicht seinen Aktionären nach einem bitteren Verlustjahr die Dividende und geht eine milliardenschwere Kapitalerhöhung an.
LINKEDIN-AUSSAGEN BELASTEN XING
Die Aktien des Online-Karrierenetzwerks Xing (ETR:O1BC) waren mit 4,26 Prozent Minus größter TecDax-Verlierer. Sie litten einem Händler zufolge darunter, dass US-Konkurrent Linkedin (NAS:LNKD) am Donnerstag nach der Schlussglocke an der Wall Street einen Verlust für das Schlussquartal 2015 berichtet und einen überraschend schwachen Ausblick gegeben. Daraufhin war die US-Aktie nachbörslich um fast 30 Prozent eingebrochen. "Normalerweise hat Linkedin nur einen begrenzten Einfluss auf Xing, aber diese Nachricht ist gewiss nicht positiv", sagte der Händler.
Dagegen legten die Papiere von Wincor Nixdorf (XETRA:WING) im MDax um 0,56 Prozent zu, nachdem US-Konkurrent Diebold (NYSE:DBD) sein offizielles Übernahmeangebot für den Geldautomaten- und Kassensystemhersteller vorgelegt hatte. Die Annahmefrist für die Wincor-Aktionäre läuft bis zum 22. März. Dabei wollen die Amerikaner mindestens 67,6 Prozent der Wincor-Aktien einsammeln.