FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der kräftigen Erholung im späten Handel am Vortag hat der Dax (DAX) am Donnerstag nach guten Nachrichten aus Italien weiter zugelegt. Der deutsche Leitindex legte rund eine Stunde nach dem Start um 0,76 Prozent auf 11 790,44 Punkte zu. Im MDax (MDAX), in dem mittelgroße Unternehmen gebündelt sind, gab es mit plus 0,68 Prozent auf 25 276,87 Punkte eine ähnlich starke Bewegung.
Börsianer sind durch den Handelskrieg zwischen den USA und China und seine Folgen für die Weltwirtschaft weiter verunsichert und auf der Suche nach sogenannten sicheren Häfen wie etwa Staatsannleihen oder Edelmetalle.
"Auch wenn das nicht unbedingt heißt, dass Aktienkurse nicht mehr fallen können, gilt jedoch: In dieser Konstellation wird es die Börse zumindest etwas schwerer haben zu fallen", schrieb CMC-Marktbeobachter Jochen Stanzl in einem Kommentar. Wenn zur Abwechslung wie heute Morgen mal wieder optimistische Töne zum Handelsstreit auf den Markt treffen würden - China habe zuletzt verlautbaren lassen, man sei in Gesprächen mit den USA - dann griffen auch im Deutschen Aktienindex vor allem kurzfristig orientierte Anleger zu, so Stanzl.
In Italien sind darüber hinaus die Weichen für eine neue Koalition aus populistischer Fünf-Sterne-Bewegung und Sozialdemokraten (PD) gestellt. Es wird erwartet, dass der Staatspräsident Sergio Mattarella am Morgen den bisherigen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte beauftragt, eine Regierung zu bilden.
"In den italienischen Aktien- und Rentenkursen war die Einigung zwischen den beiden neuen Regierungsparteien bereits im Vorfeld eingepreist", kommentierte Thomas Altmann vom Investmentunternehmen QC Partners die Entwicklung. Mit der neuen Regierung dürfte die Zusammenarbeit zwischen Italien und der EU wieder harmonischer werden. Das sei positiv für Europa und den Euro.
Entsprechend griffen die Anleger in Europa etwas beherzter zu: Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone legte um 0,84 Prozent auf 3393,67 Zähler zu.
Konjunkturseitig werden an diesem Donnerstag unter anderem die Verbraucherpreise im August sowie die jüngsten Arbeitslosenzahlen für Deutschland erwartet. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl der Arbeitslosen im August leicht gestiegen.
Bei den Unternehmen kam der größte Zuckerproduzent Europas Südzucker (4:SZUG) nach einer Abstufung durch das Bankhaus Metzler etwas unter die Räder. Nach Einschätzung des Analysten Alexander Neuberger brauchen die Anleger angesichts der schlechten Entwicklung der Zuckerpreise Geduld mit einer weiteren Erholung dieses Geschäftsbereichs. Die aktuellen Marktbedingungen hält er für angemessen eingepreist und rät daher bei einem fairen Niveau von 15,90 Euro zu Gewinnmitnahmen. Die Aktie fand sich zuletzt auf den hinteren Rängen im Nebenwerteindex SDax (SDAX) mit einem Abschlag von 2,06 Prozent wieder.
Die Optikerkette Fielmann (112:FIEG) kann dagegen mit einem Gewinnanstieg auf eine positive Entwicklung im zweiten Quartal blicken. Das Unternehmen hatte schon zur Hauptversammlung vorläufige Zahlen vorgelegt, die sich nur noch marginal veränderten. Die Aktie gewann zuletzt 0,08 Prozent.
Nach Bekanntgabe der Halbjahreszahlen am Mittwoch senkte zudem die britische Investmentbank Barclays (LON:BARC) ihr Kursziel für RTL (0:RRTL) wegen der angekündigten Investitionen. Das Papier war zuletzt gänzlich unbewegt.