FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der lang erwarteten Zinswende in den USA haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag kräftig zugegriffen. Zuvor hatten bereits die Übersee-Börsen den Zinsschritt der Fed gefeiert. Der Dax (DAX) kletterte im frühen Handel um 2,59 Prozent auf 10 740,37 Punkte und knüpfte damit an seinen zu Wochenanfang begonnenen Erholungskurs an.
"Von der Wall Street bis Tokio - Anleger reiten seit der gestrigen Entscheidung der Fed, die Zinsen erstmals seit fast zehn Jahren anzuheben, auf einer Welle der Erleichterung", kommentierte Jochen Stanzl Jochen Stanzl vom Wertpapierhändler CMC Markets. Selbst der am Morgen veröffentlichte, überraschend schwächere ifo-Geschäftsklimaindex konnte die gute Laune nicht trüben.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Aktienwerte rückte um 1,81 Prozent auf 21 037,81 Zähler vor. Für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) ging es um 1,97 Prozent auf 1827,77 Punkte aufwärts. Der Leitindex der Eurozone EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) zog um 2,62 Prozent auf 3331,86 Punkte an. Der Euro (FX1:EURUS) hingegen geriet nach der Zinsanhebung unter Druck und kostete zuletzt 1,0872 US-Dollar.
FED HEBT LEITZINS - IFO-INDEX ENTTÄUSCHT
Das billige Geld der Notenbanken treibt seit Jahren die Aktienmärkte. Die US-Notenbank Fed hat nun aber wie erwartet die Zinswende eingeleitet: Erstmals seit der Finanzkrise wird der Leitzins um 0,25 Prozentpunkte von der Nulllinie angehoben und liegt künftig innerhalb einer Spanne zwischen 0,25 und 0,50 Prozent. Für Beruhigung an den Märkten sorgte die Ankündigung von Fed-Präsidentin Janet Yellen, dass weitere Zinserhöhungen "voraussichtlich graduell" erfolgen werden.
Auf Konjunkturseite rückte hierzulande am Morgen das Ifo-Geschäftsklima ins Blickfeld der Anleger. "Nach den freundlichen ZEW- und sentix-Umfragen und dem stabilen Einkaufsmanagerindex kommt der leichte Rückgang des ifo-Indexes überraschend", schrieben die Experten der Helaba in einem ersten Kommentar. "Das Wachstumsszenario bleibt aber intakt. Anzeichen dafür, dass die konjunkturelle Dynamik zunimmt, gibt es hingegen nicht."
AUTOWERTE AN DAX-SPITZE
Im Dax-Tableau gab es am frühen Morgen nur Gewinner: Vom Start weg eroberten sich dort Auto- und Zuliefererwerte den Spitzenplatz. Angeführt von Volkswagen verteuerten sie sich um jeweils drei bis viereinhalb Prozent. Dabei profitierten die Titel vom gesunkenen Euro-Kurs, der den Export erleichtert. Ebenfalls stützte eine positive Branchenstudie der US-Investmentbank Goldman Sachs.
Goldman-Experte Stefan Burgstaller gab auch eine frische Kaufempfehlung für die Papiere von Hella (XETRA:HLE) ab. Die im MDax (MDAX) notierten Titel des Autozulieferers verteuerten sich um mehr als dreieinhalb Prozent.
FINANZWERTE STARK - SAP TROTZ ORACLE-KURSMINUS
Wie schon zuvor in den USA zeigten sich auch die deutschen Finanztitel nach dem US-Zinsentscheid stark. Commerzbank-Aktien (XETRA:CBKG) kletterten um rund 3 Prozent und die Papiere der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) und mehr als zweieinhalb Prozent.
SAP-Aktien (XETRA:SAPG) präsentierten sich vom nachbörslichen Kursverlust des Rivalen Oracle (NAS:ORCL) (FSE:ORC) nach dessen Zahlenvorlage relativ unbeeindruckt und zogen um mehr als 2 Prozent an. Die Aktien der Deutschen Post (ETR:DPW) verteuerten sich nach guten Geschäftszahlen des US-Rivalen FedEx (ETR:FDX) (NYSE:FDX) um mehr als zweieinhalb Prozent.
Metro-Aktien rückten im MDax mit rund 4 Prozent Kursplus auf den Spitzenplatz, nachdem die britische Großbank HSBC (FSE:HBC1) (ISE:HSBA) die Aktie auf ihre Empfehlungsliste "Europe Super Ten" gesetzt hatte.