FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Freitag mit etwas Schwung sein altes Rekordhoch von Mitte Juni übertrumpft. Der deutsche Leitindex war im Handelsverlauf bis auf gut 16 490 Punkte geklettert und schloss 0,39 Prozent im Plus bei 16 469,75 Punkten. Auf Wochensicht ergibt sich für den Dax ein Anstieg von 1,81 Prozent. Bereits am Donnerstag war das Börsenbarometer von der Aussicht auf ein Ende der Zinserhöhungen in der Eurozone und den USA befeuert worden. Der MDax mit Aktien der 50 mittelgroßer börsennotierter Unternehmen gab am Freitag um 0,26 Prozent auf 28 706,20 Zähler nach.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte nach der neunten Zinserhöhung in Folge erstmals eine Pause nicht ausgeschlossen. Zwar ließen sowohl die EZB als auch die US-Notenbank Fed die Tür für weitere Anhebungen offen, doch an den Märkten gehen Experten zunehmend davon aus, dass der Zinsgipfel bald erreicht sein dürfte. Schon beim alten Rekord vom 16. Juni waren es die geldpolitischen Signale der Fed und der EZB gewesen, die den Dax beflügelt hatten.
Die Argumentationsbasis für Kurse oberhalb des aktuellen Rekordniveaus werde allerdings zunehmend dünner, kommentierte Marktbeobachter Andreas Lipkow. Im schwachen Sommerhandel dürften die Marktteilnehmer wieder vorsichtiger werden und abwarten. Dazu passte, dass sich die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone im Juli überraschend stark eingetrübt hat.
Obendrein steckt die deutsche Wirtschaft in einer Flaute. Der erhoffte Frühjahrsaufschwung blieb aus, wie das Bruttoinlandsprodukt zum zweiten Quartal zeigte. Die Inflation schwächte sich hierzulande im Juli leicht ab, blieb aber recht hoch.
Unter den Einzelwerten im Dax richteten sich die Blicke vor allem auf den Chemieriesen BASF (ETR:BASFN) und auf Eon (ETR:EONGn) . Hoch gesetzte Ziele für den Jahresgewinn hatten den Aktien des Energiekonzerns Eon nur kurz Auftrieb gegeben. Schon bald setzten Gewinnmitnahmen ein und die Anteilscheine verloren am Ende fast ein Prozent. Einige Analysten verwiesen auf den "nur temporären Charakter" der Treiber für die Prognosen.
BASF hatte seine erst kürzlich gesenkten Ziele bestätigt sowie einen deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgang im zweiten Quartal gemeldet. Aussagen des Managements während der Analysten-Konferenz verhalfen den zuvor schwächelnden Papiere an die Dax-Spitze, wo sie mit einem Aufschlag von gut drei Prozent aus dem Handel gingen. Eine weitere Nachfrageverschlechterung in der zweiten Jahreshälfte sei klar verneint worden, sagte ein Marktteilnehmer.
Die Anteilscheine von Patrizia (ETR:PATGn) brachen als klares Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax um 13 Prozent ein. Das Immobilienunternehmen hatte seine Jahresziele gesenkt.
Auf europäischer Ebene stieg der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone um 0,43 Prozent auf 4466,50 Punkte. Der französische Cac 40 und der britische FTSE 100 legten jeweils weniger deutlich zu. Der New Yorker Dow Jones Industrial zog zum europäischen Handelsschluss um 0,7 Prozent an.
Der Kurs des Euro fiel. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,1010 (Donnerstag: 1,1125) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9083 (0,8989) Euro. Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite wie am Vortag auf 2,55 Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,02 Prozent auf 124,39 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,32 Prozent auf 132,96 Punkte.