FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit den schwächeren US-Börsen (ETR:SXR4) ist am Freitag auch im Frankfurter Aktienhandel die jüngste Euphorie etwas verblasst. Die Hoffnung vom Vortag, dass die Europäische Zentralbank mit ihrem Zinserhöhungszyklus am Ende angelangt ist, hatte sich am Morgen nochmals positiv ausgewirkt. Nahe der 16 000-Punkte-Marke war dann aber Schluss für den Dax , denn starke Wirtschaftsdaten aus den USA dämpften wieder etwas die Stimmung.
Nach einem starken Start legte der Dax am Ende noch um 0,56 Prozent zu. 15 893,53 Punkte bescheren dem deutschen Leitindex auf Wochensicht aber ein Plus von knapp einem Prozent. Der MDax der mittelgroßen Werte tauchte am Freitag sogar noch knapp mit 0,04 Prozent auf 27 316,05 Zähler in die Verlustzone ab.
In New York gab es vor allem an der technologielastigen Nasdaq-Börse Verluste. Unter Anlegern schürten robuste Wirtschaftsdaten wieder neue Bedenken, dass die US-Notenbank Fed in der kommenden Woche vielleicht doch noch einmal ihre Zinsen erhöhen könnte. Die Industriestimmung im Bundesstaat New York hellte sich deutlicher als erwartet auf und außerdem steigerte die US-Industrie ihre Aktivität stärker als prognostiziert.
Nach der zehnten Leitzinserhöhung der EZB infolge hatte sich am Vortag am Markt die Ansicht durchgesetzt, dass die Zinsspirale in der Eurozone zu Ende geht. Vor dem Wochenende mehrten sich allerdings auch wieder mahnende Stimmen, denn eine Garantie für einen sogenannten "Zinsdeckel" gebe es nicht. Marktbeobachter Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets (LON:CMCX) warnte denn auch davor, in Sachen Geldpolitik bereits zu optimistisch zu werden.
Auf Unternehmensseite nahmen Anleger bei Immobilienwerten Gewinne mit, nachdem der zinsempfindliche Sektor am Vortag im Zuge des EZB-Entscheids seine Erholung nochmals beschleunigt hatte. Die stark kreditfinanzierte Branche leidet seit geraumer Zeit unter einer Flaute am Immobilienmarkt sowie steigenden Baukosten. Vonovia (ETR:VNAn) -Papiere verloren als Dax-Schlusslicht zwei Prozent.
Besser zeigte sich der Chemiesektor, angeführt von BASF (ETR:BASFN) mit einem Anstieg um 2,5 Prozent. Auch die Anteile von Brenntag (ETR:BNRGn) legten etwas mehr als zwei Prozent zu. Für Fantasie sorgte hier, dass Logistikmilliardär Klaus-Michael Kühne über seine Holding weiter zukaufte und inzwischen mindestens zehn Prozent an dem Chemikalienhändler hält.
Nach ihrer Schwäche am Vortag stabilisierten sich auch die Autowerte, angeführt von der Porsche AG (ETR:P911_p) mit 1,9 Prozent Plus. Auch Aktien aus der Gesundheitsbranche waren gefragt, darunter Fresenius (ETR:FREG) , Siemens Healthineers (ETR:SHLG) sowie Sartorius (ETR:SATG) mit Anstiegen um bis zu 1,8 Prozent. Sie setzten damit ihre jüngste Stabilisierung fort.
Im SDax folgten dem die Morphosys (ETR:MORG) -Papiere, die ihr Plus nach einem Hoch seit Anfang 2022 aber auf 3,8 Prozent eindämmten. Hier sorgte ein aufgegebenes negatives Votum der US-Bank Goldman Sachs (NYSE:GS) für Schub. Analyst Rajan Sharma zeigte sich mit Blick auf das Marktpotenzial des Krebsmittels Pelabresib noch optimistischer.
Überholt wurden Morphosys von Baywa (ETR:BYWGnx) . Eine Kaufempfehlung des Baader-Analysten Rene Rückert katapultierte die Aktien des Agrarhändlers mit plus 7,7 Prozent an die SDax-Spitze. Ihm zufolge winkt unter dem neuen Konzernchef ein Treiber für eine Neubewertung der von Investoren oft übersehenen Aktie.
Aktien der Hornbach Holding (ETR:HBH) litten dagegen unter gesenkten Prognosen für das Geschäftsjahr. Sie erreichten zunächst denn niedrigsten Stand seit etwa einem Jahr und erholten sich davon nur teilweise. Am Ende betrug der Abschlag noch 2,3 Prozent.
Der EuroStoxx 50 behauptete ein Plus von 0,36 Prozent auf 4295,05 Zähler. Auch in Paris und London gab es Gewinne für die jeweiligen Leitindizes. In New York fiel der Dow Jones Industrial um ein halbes Prozent und der Nasdaq 100 sogar um gut 1,5 Prozent.
Der Euro erholte sich mit 1,0672 US-Dollar etwas von seinem halbjährigen Tiefstand. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0658 (Donnerstag: 1,0730) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9382 Euro.
Am deutschen Anleihemarkt verharrte die Umlaufrendite bei 2,68 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,04 Prozent auf 123,40 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,64 Prozent auf 130,25 Zähler.