FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Euphorie vom Wochenbeginn am deutschen Aktienmarkt ist am Dienstag einer sichtbaren Ernüchterung gewichen. Ungeachtet des "Waffenstillstands", auf den sich die USA und China in ihrem Handelsstreit geeinigt haben, belastet die politische Unsicherheit laut Analyst David Madden von CMC Markets UK weiter die Stimmung.
Der Leitindex Dax (DAX) weitete im Handelsverlauf seine Verluste aus und schloss mit einem Minus von 1,14 Prozent bei 11 335,32 Punkten. Für den MDax (MDAX), in dem sich die mittelgroßen deutschen Unternehmen versammeln, ging es am Dienstag letztlich um 1,58 Prozent auf 23 392,14 Punkte nach unten.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor 0,80 Prozent auf 3189,25 Punkte. Auch für die nationalen Indizes in Paris und London ging es nach unten. In New York notierte der US-Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones) zum europäischen Börsenschluss rund 0,8 Prozent im Minus.
Am Montag hatte der Dax noch fast zwei Prozent gewonnen, nachdem sich US-Präsident Donald Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping geeinigt hatten, in neuen Verhandlungen nach Lösungen im Zollkonflikt beider Länder zu suchen. Damit sei das Problem aber nur auf das kommende Jahr verschoben worden, merkte Experte Madden an.
"Ein Waffenstillstand ist besser für das Marktvertrauen als eine weitere Eskalation", räumte er ein. Doch die ausstehende Lösung des Konflikts beschäftige die Anleger weiter. Gleiches gelte für den Haushaltsstreit zwischen Italien und der Eurozone, in dem beide Seiten bisher keine Bereitschaft zum Nachgeben zeigten. Zuletzt zeigte sich Trump immerhin offen für eine Fristverlängerung bei den Verhandlungen mit China.
Nun blicken die Anleger gespannt auf das angelaufene Treffen deutscher Automanager mit Vertretern der US-Regierung. Es handelt sich aber nicht um eine Gipfelrunde im eigentlichen Sinne, wie aus Unternehmenskreisen zu erfahren war. Stattdessen würden die Regierungsvertreter mit den Top-Managern von Daimler (4:DAIGn), Volkswagen (DE:VOWG) (VW) (4:VOWG_p) und BMW (4:BMWG) im Eisenhower Building neben dem Weißen Haus jeweils einstündige Einzelgespräche führen. Als erstes ist demnach Daimler-Chef Dieter Zetsche an der Reihe, danach folgen VW-Chef Herbert Diess und BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter.
Am Markt überwog - auch angesichts schwacher deutscher Auto-Absatzzahlen im November - die Vorsicht: VW-Titel verloren rund drei Prozent, und für Daimler und BMW ging es um fast drei beziehungsweise mehr als anderthalb Prozent bergab.
Die Autozulieferer standen ebenfalls unter Druck, wofür auch eine negative Studie des Analysehauses Jefferies verantwortlich war. Das Haus empfahl Investoren, ihr Engagement in den Papieren zurückzufahren, da sich mit Blick auf 2019 einige Warnsignale summierten. Die Kaufempfehlungen für Continental (4:CONG) und Hella (4:HLE) wurden gestrichen, woraus deren Anteilsscheine fast fünf und rund sechseinhalb Prozent einbüßten.
Bei den Aktien der Lufthansa (4:LHAG) sorgten die wieder höheren Ölpreise erneut für Gewinnmitnahmen: Sie verloren am Dax-Ende über sechs Prozent. Der vorausgegangene starke Verfall des Ölpreises hatte die Kurse der Fluggesellschaften jüngst kräftig nach oben getrieben. So hatten die Aktien der Lufthansa seit Ende Oktober um rund ein Viertel zugelegt.
Dank der Fusion von Linde (1:LIN) und Praxair wird die Aktie des deutschen Gaseherstellers und Anlagenbauers nun auch in den Stoxx-Europe-50-Index (STOXX Europe 50 EUR Price) aufgenommen. Die Änderung wird zum Handelsstart am 24. Dezember wirksam. Linde-Aktien gewannen an der Dax-Spitze rund zwei Prozent.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,18 Prozent am Vortag auf 0,15 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,15 Prozent auf 141,60 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) gewann 0,34 Prozent auf 162,21 Punkte. Der Euro notierte zuletzt bei 1,1333 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1409 (Montag: 1,1332) Dollar festgesetzt.