NEW YORK (dpa-AFX) - Konjunktursorgen nach der verschobenen US-Zinswende haben die Wall Street am Freitag verstärkt unter Druck gesetzt. Der Dow Jones Industrial (US 30) war schon am Donnerstag nach der Beibehaltung des rekordniedrigen US-Leitzins moderat ins Minus gerutscht - nun ging es weiter bergab: Gut eine Stunde nach dem Börsenstart stand der US-Leitindex 1,18 Prozent tiefer bei 16 477,79 Punkten. Die Gewinne vom Dienstag und Mittwoch sind damit großteils dahin - auf Wochensicht winkt dem Börsenbarometer nur noch ein moderates Plus von 0,27 Prozent.
Auch die anderen Indizes gaben am Freitag nach: Der ebenfalls schon vortags schwächelnde, marktbreite S&P-500-Index (S&P 500) sank um 0,93 Prozent auf 1971,60 Punkte und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100
Einige Anleger hätten gehofft, dass die US-Notenbank Fed endlich den ersten Schritt für die überfällige Zinswende mache, sagte ein Experte. Doch nun dürfte Wochen vor den nächsten Sitzungen Ende Oktober und Mitte Dezember das Rätselraten erneut anfangen. Von einem Händler hieß es, die Anleger fühlten offenbar, dass sich die US-Währungshüter nicht nur über die heimische, sondern auch über die Weltwirtschaft Gedanken machten.
Die Fed hatte am Donnerstag den Leitzins in einer Spanne nahe der Nulllinie belassen und ein geringeres Tempo für Zinserhöhungen im kommenden Jahr angekündigt. Fed-Chefin Janet Yellen begründete die Entscheidung unter anderem mit den von China ausgehenden Finanzmarktturbulenzen und der Wachstumsschwäche in den Schwellenländern. Zudem gilt die niedrige US-Inflation - auch eine Folge des Ölpreiseinbruchs - als großes Hindernis für rasche Zinsanhebungen.
"Die Fed geht auf Nummer sicher. Sie will ihre bisherigen Erfolge bei der Stärkung der US-Wirtschaft nicht aufs Spiel setzen, indem sie mitten in die gegenwärtigen globalen Unsicherheiten die Zinsen erhöht", kommentierte DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Allerdings habe die Notenbank mit ihrer vorsichtigen Einschätzung der globalen Konjunktur die Finanzmärkte auch verschreckt. Sie agiere nun - anders als vor der Finanzkrise - nicht mehr so vorausschauend, sondern reagiere mehr auf die aktuellen Wirtschaftsdaten.
Unter den wenigen auffälligen Einzelwerten stachen die Papiere von Adobe Systems (NASDAQ:ADBE) (FSE:ADB) mit einem Plus von 3,69 Prozent und dem Spitzenplatz im Nasdaq 100 heraus. Der Softwarehersteller verfehlte zwar im vierten Geschäftsquartal die Konsensschätzungen. Börsianer verwiesen indes auf die gestiegene Kundenzahl im Geschäft mit Mietsoftware aus dem Internet (Cloud).
Die Aktien von Texas Instruments (FSE:TII) (NASDAQ:TXN) stiegen lediglich um 0,15 Prozent, hielten sich damit aber besser als der Markt. Der Halbleiterkonzern kündigte an, sein Aktienrückkaufprogramm um 7,5 Milliarden Dollar aufzustocken und die Quartalsdividende um 12 Prozent anzuheben.
Um 0,36 Prozent nach oben ging es für die Anteilsscheine von AK Steel. Der Stahlkonzern stellte für das dritte Quartal einen deutlich niedrigeren Verlust in Aussicht als von Analysten erwartet.