NEW YORK (dpa-AFX) - Anhaltende Befürchtungen über eine noch länger restriktivere Geldpolitik in den USA haben die Kurse an der Wall Street am Donnerstag im frühen Handel im Zaum gehalten. Die großen Börsenindizes traten überwiegend auf der Stelle, während am Anleihemarkt die Renditen zulegten.
Der Dow Jones Industrial lag mit 0,07 Prozent leicht im Minus bei 33 928 Punkten. Er setzte damit die Konsolidierung der vergangenen drei Börsentage fort. Der marktbreite S&P 500 stagnierte bei 4366 Zählern. Der technologielastige Nasdaq 100 lag mit 0,34 Prozent im Plus bei 14 918 Punkten - nach einem deutlichen Verlust am Vortag.
Als Grund für die gedämpfte Marktstimmung nannten Händler Aussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell vom Mittwoch. Der Fed-Chef hatte vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses bekräftigt, dass die Zeichen bis Jahresende auf weiter steigende Leitzinsen hindeuten. Zwei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr seien "eine ziemlich gute Vermutung", sagte Powell und fügte hinzu, es werde "lange dauern", die Inflation auf das gewünschte Ziel von 2 Prozent zu senken.
Dies habe die Anleger dazu veranlasst, den durch die jüngste US-Zinspause ausgelösten Optimismus zu überdenken, hieß es am Markt. "Die Rezessionsrisiken sind wohl höher, wenn die Zinsen länger hoch bleiben, aber die Risikoanlagen spiegeln das nicht wider", sagte Janet Mui, Leiterin der Marktanalyse bei RBC Brewin Dolphin. Auch in Europa dürfte die Zinsspirale weiter nach oben gehen: Am Donnerstag hoben die Zentralbanken von England, Norwegen, der Schweiz und der Türkei ihre Leitzinsen teilweise deutlich an.
Unter den Einzelwerten sorgten die Aktien von Root für Furore. Die Papiere des Kfz-Versicherers schnellten um 36 Prozent nach oben und knüpften damit an ihre 60-Prozent-Rally vom Vortag an. Tags zuvor hatte das "Wall Street Journal" berichtet, dass sich ein potenzieller Käufer für die Assekuranz gefunden habe. Unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen hieß es, dass Embedded Insurance ein Kaufangebot für Root-Aktien abgegeben hat, was einem Aufschlag von 221 Prozent zum Schlusskurs vom Dienstag entspreche.
Die Aktien von Amazon (NASDAQ:AMZN) stiegen um 2,5 Prozent. Die britische "Times" berichtete ohne nähere Quellenangabe von Gerüchten um ein Interesse von Technologieunternehmen aus den USA an Ocado. Dabei wurde auch Amazon als möglicher Käufer ins Spiel gebracht. Ocado bietet Soft- und Hardware für den Online-Lebensmitteleinzelhandel an. Die Ocado-Papiere sprangen in London um ein Drittel nach oben.
Bei den Anteilsscheinen von Tesla (NASDAQ:TSLA) setzte sich die jüngste Tendenz zu Gewinnmitnahmen am Donnerstag mit einem Verlust von 1,3 Prozent fort. Gestützt wurden die Verkäufe von dem Umstand, dass Morgan Stanley (NYSE:MS) die Titel des Elektroautobauers von "Overweight" auf "Equal-weight" abgestuft hatte. Analyst Adam Jonas betonte aber, Tesla sei weiterhin "ein Muss in jedem Elektroauto-Portfolio".