LONDON (dpa-AFX) - Dialog Semiconductor (DE:DLGS) (ETR:DLG) hat die Anleger zum Wochenauftakt gleich doppelt verärgert: Zum einem wächst der Halbleiterhersteller weniger rasant als erhofft und zum anderen waren die Investoren über die Art der Kommunikation des Geschäftsverlaufs verstimmt.Die Quittung bekam das Unternehmen an der Börse: Die Aktie brach bis zum Montagmittag um 15 Prozent ein.
Mit seinen vorläufigen Zahlen zum dritten Quartal verfehlte der Apple-Zulieferer die Erwartungen und weckte Befürchtungen, dass der Smartphone-Boom nicht mehr für ausreichend Treibstoff sorgt. Auch für den Rest des Jahres prognostizierte das TecDax-Unternehmen (TecDAX) weniger Umsatz als von den meisten Analysten gedacht.
Neben den schwachen Zahlen sorgte die Art und Weise der Kommunikation für Ärger: Das Unternehmen veröffentlichte um 9.48 Uhr eine Adhoc-Mitteilung, nachdem die Zahlen zuvor bereits in Händlerkreisen herumgereicht worden waren. In der Pflichtmitteilung hieß es, dass eine vorläufige Version des Quartalsergebnisses an die Analysten verteilt worden sei, die das Unternehmen beobachten. Nach Angaben von Dialog auf ihrer Homepage beobachten 22 Experten die Entwicklung des Konzerns.
Später erklärte Dialog, die Verbreitung der Geschäftszahlen an die Analysten sei unabsichtlich erfolgt. Den vollständigen Quartalsbericht will Dialog am 28. Oktober vorlegen. "Es gibt nun offiziell Anleger erster und zweiter Klasse", kommentierte ein Händler das Geschehen.
Nach den vorliegenden Berechnungen des Unternehmens stieg der Umsatz im dritten Quartal um 18 Prozent auf 330,4 Millionen US-Dollar (299,8 Mio Euro). Das Unternehmen selbst hatte zuvor für das Quartal 325 bis 355 Millionen Dollar in Aussicht gestellt; die Analysten waren eher vom oberen Ende dieser Spanne ausgegangen.
Branchenbeobachter bemängeln schon seit längerem die hohe Abhängigkeit Dialogs vom iPhone-Hersteller Apple (ETR:APC) (NASDAQ:AAPL). Die Eckdaten hätten erneut gezeigt, warum sich Dialog bei der Kundenbasis aber auch beim Produktportfolio dringend breiter aufstellen müsse, sagte ein Experte am Montag.
Analysten schätzen, dass etwas drei Viertel des Umsatzes auf Apple entfällt. Und hier scheine das Geschäft nun auf hohem Niveau zu stagnieren, schrieb Veysel Taze von der Investmentbank Oddo Seydler. Der Experte bemängelte auch den schwachen Ausblick des Unternehmens auf das gerade angelaufene vierte Quartal und erwartet nun, dass eine ganze Reihe von Analysehäusern ihre Erwartungen zusammenstreichen werden.
Für die letzten drei Monate prognostizierte Dialog einen Umsatz von 430 bis 460 Millionen Dollar. Im Mittel entspräche dies einem Jahresumsatz von 1,4 Milliarden Dollar, was gut ein Fünftel mehr wäre als 2014.
Dialog selbst sprach in der veröffentlichten Mitteilung von "einem erfolgreichen Quartal", in dem der Gewinn stärker als der Umsatz gewachsen sei. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich um 44 Prozent auf 60,4 Millionen Dollar. Unter dem Strich verdiente Dialog 43 Millionen Dollar und damit 68 Prozent mehr als im Vorjahr.
Das Unternehmen wartet derzeit auf die Genehmigung der Kartellbehörden für die Übernahme des Konkurrenten Atmel. Stolze 4,6 Milliarden Dollar will sich Dialog den Kauf kosten lassen. Von Analysten wurde das bereits als zu teuer kritisiert. Atmel werde aber die Kundenbasis signifikant verbreitern, verteidigte Dialog-Chef Jalal Bagherli am Montag den Zukauf. Er gehe davon aus, dass die Transaktion im ersten Quartal 2016 unter Dach und Fach sein wird.