HAMBURG (dpa-AFX) - Die Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd (DE:HLAG) macht Verbrauchern und Industriekunden Hoffnungen auf eine allmähliche Entspannung der gestörten globalen Lieferketten. "Wir haben das Möglichste getan, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen, aber es war sehr schwierig für alle in der Branche", sagte Vorstandschef Rolf Habben Jansen am Donnerstag bei der Präsentation des Jahresberichts 2021. Nach seinen Worten ist derzeit jedes verfügbare Schiff unterwegs. "Das ist keine normale Situation, langfristig ist das nicht gesund", sagte Habben Jansen, dessen Vertrag vom Aufsichtsrat vorzeitig bis März 2027 verlängert wurde.
Die Situation auf den Weltmeeren ist derzeit immer noch von Verspätungen, knappen Transportkapazitäten und erheblich gestiegenen Preisen für Schiffstransporte geprägt. Daran dürfte sich nach allgemeiner Brancheneinschätzung zumindest im ersten Halbjahr 2022 nichts nennenswert ändern. "Für die zweite Jahreshälfte sollte sich die angespannte Situation in den globalen Lieferketten verbessern und dies zu einer beginnenden Ergebnisnormalisierung führen", so die Prognose der Nummer fünf unter den großen Containerreedereien. Mittelfristig dabei helfen sollen auch zwölf neue Riesenfrachter, die 2020 und 2021 in Südkorea bestellt wurden.
Der Krieg in der Ukraine und die erheblichen internationalen Sanktionen gegen Russland dürften laut Habben Jansen für wenig zusätzliche Störungen im globalen Logistikgeschäft sorgen. "Das betrifft weniger als zwei Prozent unseres Gesamtgeschäfts", sagte er. Hapag-Lloyd hat wie viele andere Großreedereien auch Buchungen für Transporte von und nach Russland gestoppt. Größte Herausforderung seien derzeit die Container, die bereits unterwegs sind. "Nun müssen wir Orte finden, wo sie gelagert werden können."
Containerreedereien wie Hapag-Lloyd gehören zu den finanziellen Gewinnern der Corona-Pandemie und der von ihr ausgelösten Störungen der globalen Lieferketten. Für 2022 rechnen die Hamburger nach dem Ausnahmejahr 2021 abermals mit sprudelnden Gewinnen. Angepeilt wird nach derzeitiger Prognose ein Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) zwischen 8,9 und 10,7 Milliarden Euro, nach fast 9,4 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Unter dem Strich sprang dabei ein Überschuss von fast 9,1 Milliarden Euro heraus, fast zehnmal so viel wie 2020. Die Aktionäre sollen davon mit einer auf das Zehnfache erhöhten Dividende von 35 Euro je Aktie profitieren.
Hinter dem Gewinnsprung steht eine nahezu Verdoppelung der durchschnittlichen Frachtraten auf 2003 Dollar je 20-Fuß-Standardcontainer (TEU). Die Transportmenge lag mit 11,9 Millionen TEU in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Habben Jansen wies allerdings darauf hin, dass die Reedereien von der Kostenseite unter wachsendem Druck sind. Neben erhöhten Lagerkosten für Container an Terminals und höheren Charterraten für die Nutzung fremder Schiffe schlagen vor allem die rasant steigenden Treibstoffkosten zu Buche.
Unterdessen baut Hapag-Lloyd das Afrikageschäft weiter aus, indem das Container-Liniengeschäft der Reederei Deutsche Afrika-Linien (DAL) übernommen wurde. DAL besitzt den Angaben zufolge ein 6589-TEU-Containerschiff. "Afrika bleibt ein wichtiger strategischer Wachstumsmarkt", sagte Habben Jansen. Hapag-Lloyd hatte erst im vergangenen Jahr die auf Afrika spezialisierte Reederei NileDutch übernommen.