Brüssel (Reuters) - Die größte Übernahme in der Firmengeschichte könnte für den Pharma- und Chemiekonzern Merck (DE:MRCG) ein Nachspiel haben.
Die EU-Kommission wirft dem Darmstädter Unternehmen falsche Angaben beim Kauf des US-Laborausrüsters Sigma-Aldrich vor und droht deshalb mit einer Geldbuße in Millionenhöhe. Nach vorläufigen Ergebnissen habe Merck (NYSE:MRK) bei der Anmeldung der Übernahme in Brüssel wichtige Informationen über ein Innovationsprojekt vorenthalten, teilten die Wettbewerbshüter am Donnerstag mit. Die Genehmigung der Übernahme von Sigma-Aldrich für rund 17 Milliarden Dollar ist von der Untersuchung laut EU-Kommission aber nicht betroffen.
Das Innovationsprojekt sei eng mit dem Geschäft verbunden gewesen, das Merck für die Genehmigung des Zukaufs verkaufen musste. Die Darmstädter hätten mittlerweile zugesagt, dem Käufer Honeywell die Lizenz für die betroffene Technologie zu überlassen. Dies sei jedoch erst mit Verzögerung geschehen und nur, weil die EU-Kommission auf das Projekt aufmerksam gemacht worden sei. Nach Angaben von Merck handelt es sich dabei um eine Verpackungstechnologie, die von Sigma-Aldrich entwickelt wurde, als das Unternehmen 2015 von Merck übernommen wurde. Merck will die Informationen der EU-Kommission prüfen und "zeitnah" darauf antworten. Der Konzern habe in dem Prüfverfahren nach "bestem Wissen und Gewissen" gehandelt und sei zuversichtlich, dass dieses Thema "zufriedenstellend" gelöst werden könne.
Sollte sich der Verdacht bestätigen, drohte die EU-Kommission Merck mit einer Geldbuße von einem Prozent des Jahresumsatzes, was auf die Merck-Zahlen für 2016 mit rund 150 Millionen Euro zu Buche schlagen würde.
AUCH GE UND CANON IM VISIER
Die EU-Kommission warf auch dem US-Industrieriesen General Electric (NYSE:GE) falsche Angaben bei der Übernahme des dänischen Windenergie-Unternehmens LM Wind Power sowie dem japanischen Elektronikkonzern Canon beim Kauf von Toshiba (T:6502) Medical Systems vor. General Electric droht nach Angaben von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager ebenfalls eine Strafe von einem Prozent des Jahresumsatzes, Canon sogar von bis zu zehn Prozent. GE erklärte, keine irreführenden Absichten gehabt zu haben und nach bestem Wissen gehandelt zu haben.
Die Brüsseler Behörde gingt zuletzt verstärkt gegen Verstöße gegen die Vorschriften zur EU-Fusionskontrolle vor. So brummte sie Facebook (NASDAQ:FB) im Mai eine Strafe von 110 Millionen Euro wegen falscher Angaben bei der Übernahme des Kommunikationsdienstes Whatsapp auf.