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ROUNDUP 2: Hapag-Lloyd raubt Tui die Reise-Gewinne - Hoffen auf Reederei-Fusion

Veröffentlicht am 19.12.2012, 14:42
(neu: Aussagen zu Hapag-Lloyd, Aktienkurs)

HANNOVER (dpa-AFX) - Die Probleme der Container-Reederei Hapag-Lloyd machen beim Tui-Konzern weiter die Erfolge im Reisegeschäft zunichte. Konzernchef Michael Frenzel hofft nun darauf, dass eine Fusion von Hapag-Lloyd mit der Konkurrentin Hamburg Süd dem Reisekonzern einen lukrativen Ausstieg aus dem Container-Geschäft ermöglicht. Damit müsste er seinem Nachfolger Fritz Joussen bei dessen Antritt im Februar eine große Baustelle weniger übergeben. Nach einem Rekordergebnis in der Touristik zeigte sich Frenzel für die kommenden Monate weiter optimistisch. Auf eine Dividende sollen die Aktionäre dennoch verzichten.

Die Tui-Aktie reagierte mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. Am Nachmittag lag das Papier mit plus 4,51 Prozent bei 8,184 Euro und war damit zweitstärkster Wert im MDax .

CONTAINER SCHWÄCHELN - REISEN BOOMEN

Im Geschäftsjahr bis Ende September verlor Tui unter dem Strich 15 Millionen Euro, obwohl das Geschäft mit dem Urlaub so viel Gewinn abwarf wie nie zuvor. Die Container-Reederei Hapag-Lloyd lud bei Tui einen Verlust von 49 Millionen Euro ab und zog den Konzern damit in die Verlustzone. Die Schifffahrtsbranche hat mit Überkapazitäten, hohen Spritkosten und harter Konkurrenz zu kämpfen.

In der Touristik lief es hingegen glänzend. Dank lukrativer Exklusivreisen, eines starken Last-Minute-Verkaufs und der gut ausgelasteten konzerneigenen Hotels stieg der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Unternehmenswerte (EBITA) - um Sondereffekte bereinigt - um ein Viertel auf den Rekordwert von 746 Millionen Euro. Damit verdiente Tui im Kerngeschäft mehr als von Analysten erwartet. Der Konzernumsatz stieg um fünf Prozent auf 18,3 Milliarden Euro.

AM URLAUB WIRD ZULETZT GESPART

Auch für das laufende Geschäftsjahr sieht der Tui-Vorstand die Touristik im Aufwind. 'Die gute Nachricht ist, dass die Menschen nicht beim Urlaub und beim Reisen zuerst den Rotstift ansetzen', sagte Frenzel. So zeigten die jüngsten Buchungszahlen trotz der Wirtschaftsschwäche in Europa nach oben.

Im Geschäftsjahr 2012/2013 will Tui den Umsatz deshalb leicht steigern. Das operative Ergebnis (bereinigtes EBITA) soll auf dem Niveau des Vorjahres bleiben. Auch das Konzernergebnis soll positiv ausfallen. Allerdings rechnet Tui dabei die Gewinnanteile der übrigen Aktionäre ihrer Veranstaltertochter Tui Travel ein. Tatsächlich gehört das an der Londoner Börse notierte Unternehmen nur zu gut der Hälfte zum Tui-Konzern. Ähnliches gilt für viele Hotels. Wenn man deren Gewinne komplett berücksichtigt, hat Tui auch im abgelaufenen Geschäftsjahr schwarze Zahlen geschrieben.

HOFFEN AUF ABSCHIED VON DER FRACHT

Unterdessen steigt die Hoffnung an der Tui-Spitze, dass der Konzern das Kapitel Hapag-Lloyd nach einer jahrelangen Hängepartie abschließen kann. Die Reederei führt Fusionsgespräche mit ihrer Konkurrentin Hamburg Süd, einer Tochter des Oetker-Konzerns. Frenzel hält es für denkbar, dass Tui im Zuge der Fusion bei Hapag-Lloyd aussteigt. In jedem Fall zielt der Konzern auf einen möglichst hohen Verkaufserlös. Die Mehrheit von Hapag-Lloyd hatte Tui 2009 an ein Konsortium um die Stadt Hamburg und den Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne verkauft. Ein Verkauf der restlichen Anteile scheiterte bislang. Tui würde den Erlös gerne ins Reisegeschäft investieren.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte Tui immerhin frühere Finanzhilfen für Hapag-Lloyd und ihre Beteiligung zurückfahren. Die Nettoschulden des Reisekonzerns sanken dadurch um 78 Prozent auf 178 Millionen Euro. 'Damit haben wir unser langjähriges Ziel erreicht, den Konzern quasi schuldenfrei zu stellen', sagte Frenzel. Das Geld will der Vorstand dennoch zusammenhalten und keine Dividende an die Anteilseigner ausschütten.

CHEFWECHSEL

Der 65-jährige Manager Frenzel gibt seinen Posten im Februar nach 19 Jahren an den bisherigen Vodafone-Deutschland-Chef Joussen ab. Joussen wollte sich zu seiner künftigen Strategie am Mittwoch noch nicht äußern. Ein Umschwenken auf einen reinen Online-Reisevertrieb - wie man es wegen seiner Erfahrung in der Telekombranche vermuten könnte - hält er jedenfalls nicht für realistisch. 'Viele Leute buchen online, aber sie wollen immer noch mit jemandem reden können', sagte der 49-Jährige./stw/stb/fbr

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